Saubere Energie:Nicht aufzuhalten

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Der scheidende US-Präsident Barack Obama hält den globalen Trend zu sauberen Energien für unumkehrbar. Da könne selbst Donald Trump nichts ausrichten.

Von Marlene Weiss

Der noch amtierende US-Präsident Barack Obama ist überzeugt, dass der globale Trend zu mehr Klimaschutz unumkehrbar sei - egal, was sein Nachfolger Donald Trump künftig tut oder lässt. "Unabhängig von der kurzfristigen Politik machen mich die wachsenden wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Hinweise zuversichtlich, dass der Trend zu einer Wirtschaft der sauberen Energie sich fortsetzen wird", schreibt Obama in einem aktuellen Gastbeitrag im Wissenschaftsmagazin Science.

Der bevorstehende Wechsel an der Spitze der größten Wirtschaftsmacht und des zweitgrößten Treibhausgas-Emittenten der Welt macht vielen Klimaschützern Sorgen. Donald Trump ist erklärter Gegner von Klimaschutz und hat Schlüsselpositionen seiner Regierung an Vertreter der Öl-Industrie verteilt. So soll der Generalstaatsanwalt von Oklahoma, Scott Pruitt, die Umweltbehörde EPA leiten. Pruitt bezweifelt den Klimawandel und hat gegen staatlichen Umweltschutz gekämpft.

Dessen ungeachtet, äußert sich Obama optimistisch. In seinem Gastbeitrag nennt er vier Gründe dafür. Erstens seien Wirtschaftswachstum und Klimaschutz keine Gegensätze mehr. Tatsächlich blieben die globalen Emissionen zuletzt ungefähr konstant, während die Wirtschaft wuchs. Das gab es nie zuvor. In den USA war das besonders deutlich: Laut dem jüngsten Bericht von Obamas Wirtschaftsberatern ist der Treibhausgas-Ausstoß von Heizungen, Industrie und Verkehr in den USA seit 2008 um 9,5 Prozent gesunken, bei mehr als zehn Prozent Wirtschaftswachstum. Für jeden Dollar Wirtschaftsleistung emittieren die USA heute 18 Prozent weniger CO₂ als 2008.

Obamas zweites Argument betrifft die Energieeffizienz: Für immer mehr Unternehmen und Verbraucher lohnt es sich schlicht aus Kostengründen, Energie zu sparen. Hinzu kommen, drittens, die Kräfte des Marktes: Gerade in den USA stellen etwa Energieversorger immer mehr von Kohle auf Fracking-Gas um, der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung ist dort seit 2008 von 21 auf 33 Prozent gestiegen. Auch die Kosten erneuerbarer Energien sind dramatisch gefallen. In den USA ist Windstrom seit 2008 um 41 Prozent günstiger geworden, Photovoltaik sogar um bis zu 64 Prozent. Global wurde 2015 mehr als doppelt so viel Geld in Erneuerbare investiert wie in fossile Energien, ein Rekord.

Das Klimaabkommen von Paris wird bleiben - schon aus Eigeninteresse der Staaten

Und schließlich, Punkt vier, verweist Obama auf das Paris-Abkommen: Mehr als 110 Staaten sind bereits beigetreten - und haben damit die Möglichkeit, Staaten wie China, Indien oder Mexiko zur Rechenschaft zu ziehen. Egal, was innenpolitisch geschieht, läuft es Obama zufolge den eigenen wirtschaftlichen Interessen zuwider, darauf zu verzichten. "Natürlich ist es einer der großen Vorteile unseres Regierungssystems, dass jeder Präsident seine eigene Politik entwerfen kann", schreibt Obama. Dazu werde auch Donald Trump Gelegenheit haben. Aber die jüngsten Erkenntnisse aus Forschung und Wirtschaft seien doch hilfreiche Wegweiser, was die Zukunft bringen wird, in vielen Fällen unabhängig von politischen Entscheidungen.

Nach allem, was man bisher weiß, steht allerdings zu vermuten: Dieser Hinweis an den künftigen US-Präsidenten dürfte verschwendet sein.

© SZ vom 10.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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