Psychologie: Wenn der Geist hungert

Langeweile ist ein höchst alltägliches Gefühl. Doch sie hat große Wirkung: Geistige Ödnis kann zu kreativen Höchstleistungen antreiben - oder Zerstörungslust wecken.

Die Hauptrolle in diesem Film spielt eine Wand. Die zweite zentrale Figur übernimmt ein Protagonist namens "Wandfarbe". Ein kongeniales Duo! Zehneinhalb Stunden dauert das Kammerspiel der beiden tragenden Rollen dieses Werkes, das zweifellos ernsthafter Anwärter auf den Titel "Langweiligster Film aller Zeiten" ist. Das British Board of Film Classification (BBFC) erteilte "Paint Drying" - so heißt der Film - Anfang 2016 die Freigabe ohne Altersbeschränkung. Jung und Alt, sie alle dürften nun theoretisch Kinovorführungen dieses Films besuchen, der nur aus einer einzigen Einstellung besteht. Regisseur Charlie Lyne hielt mit der Kamera auf eine frisch gestrichene Wand und fing ein, wie die Farbe trocknete, zehneinhalb Stunden lang. Das klingt nach Kunst und Avantgarde, ist aber nur die konsequente Umsetzung eines simplen Plans: einen so bockfaden Film wie nur irgendmöglich zu drehen.