Psychologie:Eheglück im leeren Nest

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Kinder bedeuten Glück, können aber auch die Partnerschaft belasten. Das bestätigt eine US-Studie: Wenn der Nachwuchs auszieht, steigt die Zufriedenheit von Paaren.

Tina Baier

Wenn die Kinder aus dem Haus sind, geht es mit der Partnerschaft bergauf. Zumindest die Frauen sind nach einer Langzeituntersuchung von der University of California in Berkeley im "empty nest", im leeren Nest, zufriedener mit ihrem Eheleben als zuvor ( Psychological Science, online).

Nach dem Auszug der Kinder können sich die Partner im leeren Nest entspannter begegnen. (Foto: Foto: iStockphoto)

Die Psychologen begleiteten 123 Frauen, die zwischen 1937 und 1939 geboren wurden, über einen Zeitraum von 18 Jahren. Sie befragten sie im Alter von 43 Jahren, in dem die meisten noch Kinder im Haus hatten, mit 52 Jahren und mit 61Jahren, als bei allen Frauen die Kinder ausgezogen waren.

Frauen ohne Kinder im Haus bewerteten ihre Partnerschaft auf einer Skala von eins (überhaupt nicht zufrieden) bis fünf (sehr zufrieden) deutlich positiver als Frauen mit Kindern. Viele gaben an, die Zeit mit ihrem Partner mehr genießen zu können.

Dies könnte nach Ansicht der Psychologen unter anderem damit zusammenhängen, dass Kinder ein häufiges Streitthema zwischen Eheleuten sind. Darauf deuten auch andere Untersuchungen hin, wonach Nicht-Eltern zufriedener mit ihrer Beziehung sind als Eltern. Nach dem Auszug der Kinder könnten sich die Partner im leeren Nest entspannter begegnen, schreiben die Psychologen.

Die These, wonach die Ehe besser wird, weil Mann und Frau wieder mehr Zeit füreinander haben, bestätigte sich dagegen überraschenderweise nicht. Auch ein Partnerwechsel, ob mit oder ohne Scheidung und Wiederheirat, erhöhte die Zufriedenheit der Frauen mit ihrem Eheleben nicht; ebenso wenig wie die Einschätzung, ob die großgezogenen Kinder gut oder schlecht geraten sind.

Hans-Werner Bierhoff, Sozialpsychologe an der Universität Bochum, hat die Erfahrung gemacht, dass vor allem berufstätige Frauen vom Auszug der Kinder profitieren, da die Doppelbelastung wegfällt. Hausfrauen hätten dagegen oft größere Probleme, sich auf den neuen Lebensabschnitt ohne Kinder einzustellen, und kämpften mit einem niedrigen Selbstwertgefühl.

© SZ vom 05.12.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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