Opferbeigaben in ägyptischen Gräbern:Mogelpackung Mumie

  • Ägyptische Tiermumien enthalten oft gar keine Tiere. Das haben Forscher herausgefunden, die mehrere Hundert in Gräbern gefundene vermeintliche Tiermumien mit Röntgenstrahlen untersucht haben.
  • Im alten Ägypten waren mumifizierte Tiere beliebte Grabbeigaben zu Ehren der Götter.
Ein katzenförmiger Sarkophag einer ägyptischen Tiermumie im Manchester Museum. (Foto: dpa)

Forscher aus dem britischen Manchester sind einem möglichen historischen Irrtum auf der Spur: Die Mumiensäcke, in denen im alten Ägypten verstorbenen Königen Tieropfer gebracht wurden, enthalten zu einem guten Teil gar keine Tiere. Stattdessen finden sich darin Überreste von Eierschalen und Kleinholz, fanden die Wissenschaftler heraus.

Viele Tiermumien enthalten gar keine Tiere

Die Forscher der Universität Manchester und des Manchester Museums hatten die Mumiensäcke mit Röntgentechnik untersucht. Heraus kam, dass nur ein Drittel der Säcke tatsächlich die dort erwarteten Opfertiere wie Schildkröten, Krokodile oder Katzen enthielten. Ein Drittel enthielt zumindest tierische Überreste, das übrige Drittel aber gar keine Hinweise auf Tiere, zumindest nicht auf Skelette. Die Wissenschaftler haben bisher 800 Opfergaben mit Röntgenstrahlen untersucht. Das Forschungsprojekt war in Zusammenarbeit mit der britischen BBC angestoßen worden. Die Ergebnisse sollen am Montagabend ausgestrahlt werden.

Wissenschaftler gehen nicht von Betrug aus

"Wir wissen, dass die Ägypter ihre Gottheiten mit Hilfe von Tieren anbeteten", sagte Campbell Price vom Manchester Museum. Wissenschaftler hatten in Pyramiden Katakomben entdeckt, die Millionen von Opfertieren enthielten. Die Forschung geht davon aus, dass insgesamt 70 Millionen Tiere mumifiziert wurden. Dieses Ausmaß setze voraus, dass es spezielle Zuchtprogramme für Opfertiere gegeben haben müsse. Möglicherweise ist ein schierer Mangel an Tieren des Rätsels Lösung, vermuten die Forscher. "Wir glauben nicht, dass es ein Betrug oder eine Schurkerei war", sagte Lidija McKnight von der Universität Manchester. Vielmehr seien wohl statt der Tiere auch deren Nester und etwa die Eier von Vögeln geopfert worden.

© SZ.de/dpa/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: