Nautik:Tödlicher Torpedo

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Die "H.L. Hunley" versenkte 1864 im amerikanischen Bürgerkrieg als erstes U-Boot ein feindliches Schiff. Jetzt konnten Forscher das Schicksal der Mannschaft klären.

Von Jonathan Ponstingl

Mehr als 150 Jahre nach ihrem Untergang ist das Rätsel um die H. L. Hunley gelöst. Das im Amerikanischen Bürgerkrieg eingesetzte Schiff war das erste U-Boot, das je ein feindliches Schiff versenkte. Als die Hunley im Jahr 2000 vor der US-Küste geborgen wurde, bot sich ein erschreckender Anblick. Die Leichen der acht Matrosen waren noch an ihren Plätzen, wie gefechtsbereit. Woran die Besatzung gestorben war, blieb unklar. Ein Team um Rachel Lance von der Duke University hat die Vorgänge untersucht. Die Besatzung starb demnach an den Schockwellen eines von der Hunley selbst abgesetzten Torpedos, schreiben die Forscher im Fachblatt Plos One.

Das im Jahr 2000 gehobene Bürgerkriegs-U-Boot während der Restauration. (Foto: Associated Press)

Im amerikanischen Bürgerkrieg errichteten die Nordstaaten eine Seeblockade gegen den Süden. Um diese zu durchbrechen, setzte die Marine der Südstaaten kleine U-Boote wie die Hunley ein. Acht Mann steuerten das zwölf Meter lange und knapp einen Meter breite U-Boot. Mit Handkurbeln trieben sie einen Propeller am Heck an, Gewichte hielten das Boot unter Wasser. Am 17. Februar 1864 griff die Hunley die USS Housatonic an. Die Besatzung stieß mit einer langen Stange einen Sprengsatz aus 60 Kilogramm Schwarzpulver in den Rumpf des feindlichen Dampfsegelschiffes. Fünf Soldaten der Union starben, doch unmittelbar nach der Explosion havarierte die Hunley selbst. Die geborgenen Matrosen wiesen keine Verletzungen auf. Die Luke war geschlossen, es gab keine Anzeichen für einen Fluchtversuch.

Acht Mann Besatzung bildeten den Motor der H. L. Hunley. (Foto: Getty Images)

Die Forscher bauten die Hunley verkleinert nach, unter Wasser simulierten sie die Auswirkungen von Explosionen auf das Schiff. Schockwellen verbreiten sich im Wasser effizienter als in der Luft. Die Forscher vermuten, dass der Impuls durch den Rumpf des U-Bootes eindrang und den Matrosen Lungentraumata zufügte. Dabei zerreißen die Lungenbläschen, das Skelett bleibt unbeschädigt. Selbst wenn jemand den Schock überlebt hätte, wäre er kaum in der Lage gewesen, das U-Boot zu bewegen. Die Hunley trieb ab und sank. Den Krieg verloren die Südstaaten wenig später. 1865 kapitulierten die letzten Konföderierten.

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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