Mobilfunk:Gipfel-Gespräche

Lesezeit: 2 min

Auf dem Mount Everest soll eine Mobilfunkstation entstehen. Zwei chinesische Unternehmen wollen die Anlage rechtzeitig zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking in Betrieb nehmen.

Helmut Martin-Jung

China boomt, und die Olympischen Spiele nächstes Jahr in der Hauptstadt Peking wirken in dieser ohnehin schon hitzigen Konjunktur wie Brandbeschleuniger. Es konnten daher wohl nur chinesische Firmen sein, die das olympische Motto "Schneller, höher, weiter" wörtlich nahmen und verkündeten, auf dem höchsten Berg der Welt die höchstgelegene Mobilfunkstation der Welt errichten zu wollen.

Höchstgelegene Mobilfunkstation: Ab 2008 sollen Bergsteiger auf dem Mount Everest mit dem Handy telefonieren können. (Foto: Foto: dpa)

Für die Infrastruktur wird der chinesische Senkrechtstarter unter den Mobilfunkausrüstern, Huawei, sorgen. Als Netzbetreiber tritt China Mobile auf, größter Mobilfunkanbieter des Landes und offizieller Partner der Spiele von Peking.

Damit schließt sich der Kreis, denn in Betrieb genommen werden soll die Sendeanlage auf dem Everest zur Eröffnungsfeier mit einem Fackellauf auf den höchsten Gipfel der Erde.

Schnelle Kommunikation für Bergsteiger

Die Basisstation nach dem auch in Europa gebräuchlichen GSM-Standard ist auf der Everest-Südroute in 6500 Metern Höhe geplant. Sie wird laut Informationen von Huawei ein Solarpanel zur Stromerzeugung enthalten und mit einem Glasfaserkabel an das Festnetz angeschlossen. Sie ermöglicht es den Teilnehmern von Expeditionen, nicht bloß mit ihren ganz gewöhnlichen Handys zu telefonieren, sondern mit dem Funkstandard UMTS auch Daten in relativ hoher Geschwindigkeit zu senden und zu empfangen.

Dies ist nicht nur für die Übertragung während der Eröffnungsfeier bedeutsam, sondern mindestens genauso für die etwa hundert Expeditionen, die sich jedes Jahr zur Everest-Saison von Anfang April bis Mitte Juni dieser bergsteigerischen Herausforderung stellen. "Ins Internet zu kommen, wird immer wichtiger", sagt Stefan Nestler. Im Hauptberuf Sportjournalist bei der Deutschen Welle, hat Nestler schon mehrere Expeditionen begleitet. "Fast jeder Bergsteiger hat sein Blog", sagt er, über die Internettagebücher werde auch der Kontakt zu den Sponsoren und zu den Medien gehalten.

"Das ist fast wichtiger als zu telefonieren." Bisher benutzten die Bergsteiger dazu Satellitentelefone, "die sind mittlerweile so klein wie ein normales Handy", sagt der Schwarzwälder Extrembergsteiger Ralf Dujmovits. "Wir verlassen uns nicht darauf, dass irgendein Netz geht oder nicht geht." Schon seit 1994 arbeitet Dujmovits mit Satellitentelefonen.

Auch dabei hat die Technik Fortschritte gemacht. "Vor zwei Jahren am Everest dauerte es noch 15 Minuten, um einen kurzen Text zu übertragen", erzählt der Journalist Nestler. "Dieses Jahr waren wir auf dem Manaslu, und ich habe in derselben Zeit Texte und Fotos für mein Blog eingepflegt und noch einen Radiobeitrag in die Redaktion gesendet."

80 Prozent der Weltbevölkerung haben Handyempfang

Die Konkurrenz auf dem Everest ist also längst da, nicht einmal den Rekord für das allererste erdgebundene Handy-Telefonat vom Gipfel wird man aufstellen können. Den hält bereits der Brite Rod Baber. Der Extremsportler ging im Mai dieses Jahres aber über die Nordroute, und die Sendeanlage stand unten.

Zumindestens eines mag dennoch für die Mühe entlohnen, die tonnenschwere Ausrüstung zu Fuß auf 6500 Meter zu schaffen. Dass wieder eine Region der Erde per Mobilfunk erreichbar ist. Bereits 80 Prozent der Weltbevölkerung haben zumindestens theoretisch Handyempfang, 2010 sollen es bereits 90 Prozent sein. Experten rechnen sogar damit, dass in vielen Regionen wie beispielsweise in ländlichen Gebieten Indiens oder Afrikas gar kein Festnetz mehr verlegt, sondern auch Internet nur drahtlos angeboten werden wird.

© SZ vom 10.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: