Medizin:Studie: Homöopathie wirkt nicht besser als Scheinmedikamente

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Viele Menschen glauben an die Wirkung der extrem verdünnten homöopathischen Mittel - doch es ist der Glaube, der hilft, nicht das Mittel selbst. Das zeigt eine große Studie von Wissenschaftlern aus der Schweiz und Großbritannien. Ärzte sollten nun so ehrlich sein, dies auch ihren Patienten zu sagen.

Wer an die Wirkung von Homöopathie, Bachblüten, Aromen oder anderen Behandlungsmethoden glaubt, den wird vielleicht auch diese Studie nicht beeindrucken.

Doch ignorieren sollte man es nicht, wenn ein internationales Forscherteam in einer groß angelegten Untersuchung feststellt, dass "die Effekte der Homöopathie mit der von Scheinmedikamenten vergleichbar" sind.

Genau dies berichtet jetzt eine Gruppe um Matthias Egger von der Universität Bern im renommierten Medizin-Fachjournal The Lancet (Bd. 366, S. 726, 2005).

Die Wissenschaftler verglichen die Ergebnisse von 110 Studien, in denen homöopathische Mittel getestet wurden, mit der gleichen Zahl von Schulmedizin-Studien. In allen Fällen trat der jeweilige Wirkstoff gegen ein wirkungsloses Scheinmedikament (Placebo) an.

Zudem bewerteten die Forscher alle Untersuchungen bezüglich der Teilnehmerzahl und der Qualität. Als besonders gut wurden etwa randomisierte doppelblinde Studien benotet, d.h. Studien, bei denen weder die Teilnehmer noch die Mediziner wussten, welche Substanz jeweils verabreicht wurde.

Das Ergebnis: In "kleinen, weniger guten" Studien zeigten sowohl die Homöopathie als auch die Schulmedizin eine gewisse Tendenz zur Wirksamkeit.

In den "großen, besseren" Untersuchungen zeigten sich lediglich schwache Hinweise auf einen spezifischen Effekt der homöopathischen Mittel, aber starke Hinweise auf eine Wirkung der schulmedizinischen Methoden.

"Diese Ergebnisse", so die Schlussfolgerung der Forscher, "passen zu der Annahme, dass die klinischen Effekte der Homöopathie Placebo-Effekte sind."

Wer also meint, nach einer homöopathischen Behandlung eine Besserung zu spüren, hätte dies auch mit einem Scheinmedikament erreicht - notwendig ist lediglich der Glaube an die Wirksamkeit des verabreichten Mittels.

Offenbar beruht dies auf ähnlichen Effekten: Scheinmedikamente können etwa die Ausschüttung von körpereigenen Schmerzmitteln im Gehirn anregen oder die Hirnaktivität zur Vermeidung unangenehmer Gefühle steigern.

150 Jahre alte Debatte

Besonders interessant, so kommentiert die Zeitschrift die Ergebnisse, sei es, dass noch immer um die Wirksamkeit der Homöopathie debattiert wird - obwohl während der letzten 150 Jahre immer wieder festgestellt wurde, dass sie eigentlich nicht wirkt.

"Je weniger Hinweise für die Homöopathie sprechen, desto größer scheint ihre Popularität zu sein", wundert man sich dort.

Patienten sehen die Homöopathie vermutlich als ganzheitliche Alternative zu nur krankheitsbezogenen Schulmedizin, so die Fachleute. Schließlich nehmen sich Homöopathen gewöhnlich mehr Zeit für Patienten als Schulmediziner.

Diese Einstellung der Patienten "ruft eine Suche nach Therapieformen hervor, die eine noch größere Bedrohung für die Gesundheitsvorsorge und das Wohlbefinden des Patienten darstellt als die ungerechtfertigten Behauptungen bezüglich der angeblichen Vorzüge einer absurden Verdünnungs-Methode".

Bei der Homöopathie werden Pflanzen- und Mineralien-Extrakte eingesetzt. Die Verdünnung ist zuweilen so stark, dass sich rechnerisch kein Wirkstoff-Molekül mehr in dem Präparat befindet.

Es wurde genug geforscht, so das Fazit. "Nun müssen Ärzte ihren Patienten gegenüber so mutig und ehrlich sein, festzustellen, dass Homöopathie nichts nützt - und sich selbst müssen sie eingestehen, dass die moderne Medizin die Bedürfnisse der Patienten nach einer individuellen Gesundheitsfürsorge nicht genügend berücksichtigt."

Zwar hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO vor einigen Jahren berichtet, dass die Mehrheit der Studien in den letzten 40 Jahren eine stärkere Wirkung der Homöopathie gezeigt hätten als Plazebos.

Wie Edzard Ernst von der Peninsula Medical School im britischen Exeter jedoch dem Sender BBC erklärte, hatte die WHO nicht die besten und aktuellsten Untersuchungen berücksichtigt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das Angebot des Amerikaners James Randi. Randi, ein bekannter Illusionist, hat einen Preis von einer Millionen Dollar ausgesetzt für denjenigen, der eine Krankheit nachweisbar mit Hilfe homöopatischer Mittel heilt.

Bislang hat sich allerdings noch niemand gefunden, der auch nur die ersten Tests bestanden hätte, berichtete die BBC.

© sueddeutsche.de/dpa/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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