Medizin:Hören lernen

Ob im Restaurant oder in der U-Bahn - bei lauter Geräuschkulisse anderen zuzuhören, ist für Menschen mit Hörproblemen eine kaum lösbare Aufgabe. Doch jetzt gibt es ein Computerspiel, mit dem sich diese Fähigkeit effektiv trainieren lässt.

Ob im gut besuchten Restaurant, in der Disco oder der U-Bahn - bei lauter Geräuschkulisse anderen zuzuhören, ist schon für gute Ohren anstrengend. Menschen, die ein Hörgerät brauchen, fällt das besonders schwer. Doch Sprache trotz geräuschvoller Umgebung richtig zu verstehen ist trainierbar, berichten Forscher im Fachblatt Current Biology. Bei einer Gruppe von Senioren mit Hörproblemen konnten sie zeigen: Ein speziell entwickeltes Computerspiel zu spielen, trainiert das Gehirn darauf, Wörter aus der Lärmkulisse effektiver herauszufiltern. Für einen dauerhaften Effekt müssen Betroffene aber regelmäßig üben.

"Sprache in lauter Umgebung zu verstehen, ist eine Sache, die mehrere Gehirnbereiche beansprucht und nicht allein vom Ohr reguliert wird", sagt Daniel Polley von der Harvard Medical School. Ein erhöhtes Sprachverständnis in Folge des Trainings beruhte nicht auf einem gesteigerten Hörvermögen beziehungsweise auf einem besseren Signal vom Ohr ans Gehirn. Vielmehr verbesserte sich die Fähigkeit, dem Gehörten einen Sinn zu geben. Das Training verbessert offensichtlich den Einsatz der kognitiven Ressourcen, einschließlich der selektiven Aufmerksamkeit beim Hören, so Polley. Die Teilnehmer lernen, den Lärm effektiver auszublenden und zwischen dem Gesprochenen und den Störgeräuschen im Hintergrund besser zu unterscheiden. An der Studie hatten Senioren mit leichten bis mittelschweren Hörproblemen teilgenommen, die alle seit einiger Zeit ein Hörgerät nutzten. Die Teilnehmer spielten 3,5 Stunden pro Woche über einen Zeitraum von acht Wochen.

© SZ vom 23.10.2017 / wsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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