Mathematiker Benoît Mandelbrot:"Vater der Fraktale" ist tot

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Er zeigte, dass sich Wolken und Küstenlinien mathematisch beschreiben lassen wie einfachere geometrische Formen. Sein "Apfelmännchen" ist weltberühmt. Mit 85 Jahren ist Benoît Mandelbrot gestorben.

Der Mathematiker Benoit Mandelbrot ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf seine Witwe Aliette in Cambridge (US-Staat Massachusetts). Demnach erlag Mandelbrot bereits am Donnerstag einem Krebsleiden.

Der vielfach ausgezeichnete und unzählige Male zitierte Forscher gilt als Begründer der "fraktalen Geometrie".

Der Wissenschaftler und seine Arbeit wurden einer Öffentlichkeit bekannt durch die "Mandelbrot-Menge", eine wichtige Größe in der Chaosforschung. Die grafischen Darstellungen der Mandelbrot-Formeln zeigen vielfältig gebrochene, stark zergliederte, fantastische Gebilde, sogenannte "Fraktale".

Dabei handle es sich um eine Form, die sich - immer kleiner werdend - unendlich oft wiederhole, erklärte Statistikexpertin Catherine Hill vom Gustave-Roussy-Institut in Villejuif bei Paris. "Jedes Mal, wenn man tiefer hineinschaut, findet man dieselbe Form wieder." Als Beispiel nannte Hill "einen Blumenkohl, bei dem jedes kleine Teilchen exakt so aussieht wie der gesamte Blumenkohl".

Die berühmteste Darstellung der Menge ist das sogenannte Apfelmännchen. Beispiele fraktaler Strukturen sind in der Natur vielfältig. Dazu zählen Küstenlinien, Bäume, Farne, Wolken oder Blutbahnen.

Mandelbrots Forschung trieb deshalb zentrale Entwicklungen auf vielen Fachgebieten innerhalb und außerhalb der Mathematik voran, so beispielsweise in der Physik und der Biologie. Seine Erkenntnisse ermöglichten unter anderem die Vermessung von zuvor unmessbaren Küstenlinien und Wolken. Er wirkte aber auch stark in die Kunst hinein, weil Fraktale sich beeindruckend und vor allem sehr bunt illustrieren lassen.

Mandelbrot wurde im Jahr 1924 in Polen geboren. Im Kindesalter wanderte er mit seiner Familie nach Paris aus, wo er später studierte und promovierte. Den größten Teil seines Berufslebens verbrachte in einem Forschungslabor des Elektronikkonzerns IBM im US-amerikanischen Bundesstaat New York. Mandelbrot lehrte zudem an den Universitäten von Cambridge und Yale und wurde mit mehreren Wissenschaftspreisen ausgezeichnet.

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