Leben unter extremen Bedingungen:Tiefsee-Existenzen

Dunkelheit, Nahrungsknappheit, extreme Temperaturen - die Tiefsee ist ein unwirtlicher Lebensraum. Um zu überleben, haben die Tiere dort besondere Strategien entwickelt.

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Wenig Licht oder gar völlige Dunkelheit, Nahrungsarmut, Temperaturen nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt - die Bedingungen, unter denen die Tiere in der Tiefsee leben, sind äußerst widrig. Doch die Lebewesen haben sich mit speziellen körperlichen Merkmalen und bestimmten Verhaltensweisen an ihre Umgebung angepasst.In einer Tiefsee-Ausstellung im Berliner Museum für Naturkunde kann man sich derzeit ein Bild darüber machen, welche das sind. Einige der spektakulärsten Tiere, die dort als Alkoholpräparate oder Modelle zu sehen sind, zeigen wir hier - wie diesen Fangzahn (Anoplogaster cornuta), der in allen Ozeanen im Bereich von 500 bis 5000 Meter Tiefe anzutreffen ist.Foto: Naturhistorisches Museum Basel

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In der Tiefsee herrscht Dunkelheit. 1000 Meter unter der Meeresoberfläche beginnt der Bereich, in den definitiv kein Licht mehr vordringt. Manche Fische haben deshalb ganz eigene Methoden entwickelt, um sich selbst Licht zu schaffen: Der Schwarze Drachenfisch (Malocosteus indicus) kann als einziger Fisch rotes Licht aussenden - mit suchscheinwerferartigen Lichtzellen unterhalb seiner Augen. Das erleichtert ihm die Suche nach seiner Leibspeise, kleinen Krebsen.Foto: Naturhistorisches Museum Basel

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Durch chemische Prozesse produziertes Licht macht sich auch eine andere Gruppe von Tiefseefischen zunutze, die sogenannten Anglerfische. Alle weiblichen Tiere haben am Kopf eine Art Angel, die am Ende mit einem Leuchtorgan versehen ist. Damit locken sie ihre Beute an.Die weiblichen Anglerfische sind meist deutlich größer als die männlichen, wie dieses Peitschenangler-Weibchen. Es weist eine Länge von 46 Zentimetern auf - die Männchen werden im Gegensatz dazu allenfalls vier Zentimeter lang. Aufgrund der kugelrunden Form ihrer Weibchen werden die Peitschenangler im Englischen übrigens "Footballfish" genannt.Foto: Museum für Naturkunde Berlin

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Neben ihrem leuchtenden Köder eint viele Tiefseeanglerfische aber noch etwas: die ganz besondere Fortpflanzungsart. Einen Partner zu finden, ist nicht ganz einfach in der dunklen und nicht besonders dicht besiedelten Tiefsee. Wenn man erst mal einen gefunden hat, scheint es offenbar sinnvoll, ihn an sich zu binden - in diesem Fall auf eine recht extreme Art.Die kleinen Männchen verbeißen sich in ein Weibchen, verwachsen mit diesem und werden dann über eine Art Plazenta über den weiblichen Blutkreislauf miternährt - wie hier bei diesem Teufelsangler-Weibchen (Caulophryne polynema), dem ein Zwergmännchen anhängt.Foto: Museum für Naturkunde Berlin

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Zwergenhaft sind auch die Männchen der Schwarzangler, auch Tiefseeteufel genannt. Neben Leuchtangel und parasitärem Fortpflanzungsverhalten weist dieser Fisch noch eine weitere Besonderheit auf: Der Magen der Schwarzangler ist enorm dehnbar. Wenn die Tiere in der kargen Tiefsee einen schmackhaften Happen erbeuten, kann dieser sogar doppelt so groß sein wie sie selbst.Foto: Naturhistorisches Museum Basel

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Hilfreich, um keine Nahrung zu verpassen, scheint auch ein ausgeprägtes Gebiss zu sein. So ist der etwa 35 Zentimeter lange Vipernfisch (Chauliodus sloani) mit gigantischen Zähnen ausgestattet, die ihn das Maul nicht einmal schließen lassen. Damit fängt er sich hauptsächlich kleine Fische oder Krabben. Nachts verlässt der Vipernfisch die Tiefen und stößt auf der Nahrungssuche bis in 200 Meter flache Meeresschichten vor.Foto: Naturhistorisches Museum Basel

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Die Japanische Riesenseespinne (Macrocheira kaempferi) setzt hingegen auf ein anderes Konzept, um ausreichend Nahrung zu bekommen. Die mit einer Spannweite von drei Metern größte Krabbe der Welt ist ein Allesfresser. Sie kann sogar harte Nahrungsbrocken wie Seesterne oder Korallen verspeisen. Die Riesenseespinnen leben in einer Tiefe von 300 bis 400 Metern, und zwar ausschließlich an der Küste Japans im nördlichen Pazifik.Foto: Naturhistorisches Museum Basel

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In einer sehr ungewöhnlichen Umgebung lebt der Pompejiwurm (Alvinella pompejana). Das auch Borstenwurm genannte Tier bevorzugt nämlich Temperaturen von etwa 70 Grad Celsius - und ist damit bislang bekannt als das hitzebeständigste Tier der Welt. So hohe Temperaturen finden sich in der ansonsten kalten Tiefsee nur an heißen Quellen. Der Pompejiwurm kühlt seine Umgebung ab und sorgt so dafür, dass auch in unmittelbarer Nähe zu den Quellen Bakterien überleben können.Foto: Naturhistorisches Museum Basel

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Auch die Riesenröhrenwurmer (Riftia pachyptila) siedeln meistens in 2000 bis 3000 Meter Tiefe an sogenannten Black Smokers. Aus diesen Hydrothermalquellen steigt erhitztes Wasser aus dem Erdinneren auf. Die Riesenröhrwürmer können bis zu 170 Zentimeter groß werden.Sie leben in Symbiose mit Bakterien: die Bakterien werden von einem speziellen Organ eigens mit allem Lebensnotwendigen versorgt und sind im Inneren des Wurms vor Fressfeinden geschützt. Im Gegenzug versorgen die Bakterien die Würmer mit Nährstoffen. Ob Fisch, Wurm oder Spinne - die Tiere in der Tiefsee haben also ihre ganz eigenen Wege gefunden, mit den besonderen Bedingungen in ihrem Lebensraum klarzukommen.Die Sonderausstellung "Tiefsee" ist im Museum für Naturkunde Berlin noch bis zum 31. Januar 2010 zu sehen. Sie wurde konzipiert vom Naturhistorischen Museum Basel, dem Senckenberg Forschungsinstitut und dem Naturmuseum Frankfurt am Main. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Freitag von 9:30 bis 17 Uhr und am Samstag, an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 6 Euro, ermäßigt 3,50 Euro.Foto: Naturhistorisches Museum Basel Text: sueddeutsche.de/gal/

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