Künstlich:Gentech-Mais für Deutschland

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Erstmals hat eine deutsche Behörde den Anbau einer gentechnisch veränderten Pflanze genehmigt - sehr zum Missfallen der Umweltschützer.

Tina Baier

Umweltschützer, aber auch die Hersteller von verändertem Saatgut sehen in der Zulassung ein Anzeichen für einen Politikwechsel beim Umgang mit der Grünen Gentechnik.

Das Bundessortenamt hat drei Maissorten mit dem Kürzel MON 810 zugelassen, die alle ein Gen aus dem Bakterium Bacillus thuringiensis enthalten. Das fremde Erbgut macht die Pflanzen widerstandsfähig gegen einen Schädling, den Maiszünsler.

MON 810 stand bereits Anfang des Jahres kurz vor der Zulassung. "Doch dann wurde uns vom Bundessortenamt mitgeteilt, das zuständige Ministerium habe gentechnik-rechtliche Bedenken", sagt Andreas Thierfelder, Pressesprecher von Monsanto. Jetzt sei das Ministerium der Auffassung, dass diese Bedenken ausgeräumt seien, sagt Michael Köller, Justiziar des Bundessortenamtes.

Deshalb habe man die drei Sorten nun zugelassen. Alle drei werden damit auch in den Sortenkatalog der Europäischen Union aufgenommen und dürfen dann in der ganzen Gemeinschaft angebaut und vertrieben werden.

Trotzdem ist nach Ansicht von Christoph Then von der Umweltschutzorganisation Greenpeace nicht zu erwarten, dass schon bald auf einem Großteil der etwa anderthalb Millionen Hektar großen Maisanbaufläche in Deutschland Gentech-Pflanzen wachsen werden.

Die Landwirte sind zurückhaltend, da sie die kritische Haltung der deutschen Verbraucher gegenüber der Grünen Gentechnik kennen und die strengen Vorschriften des Gentechnikgesetzes scheuen. "Vieles wird davon abhängen, ob das Gentechnik-Gesetz geändert wird, glaubt auch Andreas Thierfelder.

"Vertrauen verspielt"

Rein rechtlich dürften in Deutschland auch die 17 anderen gentechnisch veränderten Maissorten angebaut werden, die bereits in dem EU-Katalog stehen. Doch praktisch ist das nicht sinnvoll, da diese Sorten meist in Spanien oder Frankreich zugelassen wurden und an das dortige Klima angepasst sind.

Die drei neuen Sorten wurden dagegen speziell für die Bedingungen in Deutschland konstruiert. Schon dieses Jahr haben Bauern den Mais mit einer Sondergenehmigung versuchsweise auf etwa 300 Hektar, unter anderem in Brandenburg und Bayern, angebaut.

Nach Auffassung von Christoph Then "hat Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer mit der Zulassung der drei Maissorten gleich zu Beginn seiner Amtszeit viel Vertrauen verspielt".

Immerhin sei nicht abschließend geklärt, ob der schädlingsresistente Mais überhaupt sicher für die Umwelt und die Verbraucher sei. Ende 2006 stehe eine neue Sicherheitsprüfung an, bei der die gentechnisch veränderten Pflanzen unter anderem an Tiere verfüttert werden sollen. Dabei soll sich zeigen, ob der MON-810-Mais irgendwelche schädlichen Effekte auf die Gesundheit hat.

© SZ vom 16.12.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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