Kommentar:Was darf ein Lachen kosten?

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Klinikclowns genießen viel Sympathie: Sie bringen selbst Demenz-Patienten zum Lachen, sie nehmen kranken Kindern die Angst. Sollten sie deshalb auch öffentlich finanziert werden?

Von Astrid Viciano

Sie muntern kranke Kinder auf, wenn sie etwa eine Chemotherapie durchstehen müssen. Sie witzeln mit erwachsenen Krebspatienten, bringen demenzkranke Menschen zum Lachen: Klinikclowns treten schon seit Jahrzehnten in deutschen Krankenhäusern auf. Für manche ist es ihr Beruf, andere opfern ihre Freizeit dafür. Allesamt aber sind von Spenden und Sponsoren abhängig, um sich zu finanzieren. In Deutschland gibt es dafür kein Geld vom Staat, bis heute.

Wie kann das sein? Längst sind sich Ärzte und Pflegekräfte doch einig, dass Humor ein wichtiger Bestandteil des Klinikalltags ist. Über sich zu lachen, hilft Ängste abzubauen; Lachen lenkt von Schmerzen ab, lindert Aggressionen gegen sich selbst oder andere. Dafür muss doch Geld übrig sein im Gesundheitswesen!

Es ist unklar, ob die Spaßnasen tatsächlich das Befinden der Kinder verbessern

Doch so einfach ist es leider nicht. Um die wohltuende Wirkung von Klinikclowns tatsächlich zu belegen, braucht es Studien. Studien, die zum Beispiel vergleichen, ob es kranken Kindern nach den Besuchen von Klinikclowns wirklich besser geht als anderen kleinen Patienten, die auf den Auftritt der Spaßnasen verzichten mussten. Und Studien dazu gibt es leider nur wenige. Auch, weil Wissenschaftler nicht als Humorforscher verlacht werden möchten.

Aber es stellt sich auch die Frage, wie streng die Maßstäbe sein müssen, die an die Wirkung der Spaßmacher gesetzt werden sollen. Genügt es vielleicht, dass die roten Nasen dem grauen Klinikalltag neue Farbe geben? Dass sie manche Patienten - klein oder groß - zum Lachen bringen?

Die Niederlande zum Beispiel unterstützen das Engagement der Clowns bereits finanziell, trotz dünner Studienlage. In Deutschland geht es dagegen schleppend voran. Vor drei Jahren schon demonstrierte der Dachverband Clowns in Medizin und Pflege in Berlin für Geldmittel vom Staat. Vergeblich. Doch jetzt im Sommer, immerhin, haben sich Vertreter der Spaßmacher mit dem GKV-Spitzenverband und der Deutschen Krankenhausgesellschaft getroffen, um über eine Finanzierung der Besuche bei chronisch kranken Kindern zu sprechen. Einzelne Bundestagsabgeordnete setzen sich inzwischen für eine Unterstützung für Einsätze bei Senioren ein.

Wobei mit all den Vorstößen natürlich nicht gesagt ist, dass Spaßmacher die Stimmung jedes Patienten heben. Gerade bei Kindern lösen die bunten Gestalten mitunter Ängste aus. Und das wird vermutlich weiter zunehmen. So klagten die Hamburger Klinik-Clowns kürzlich über den sadistischen Clown in der Neuverfilmung des Stephen-King-Romans "Es". Ein Zerrbild der Clowns werde so geschaffen, beklagte die Vorsitzende, den Spaßmachern werde so die Arbeit schwerer gemacht. Und das ist leider gar nicht lustig.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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