Klimaforschung:Rülpser aus dem Ozean

Lesezeit: 1 min

Im Zentrum der potentiellen Ozeanwirbels: Das Forschungsschiff Islandia. (Foto: B. Fiedler/dpa)

Im Atlantik wandern riesige, sehr sauerstoffarme Wirbel durch den Ozean. Bei Messungen mit Forschungsschiffen haben Wissenschaftler beobachtet, dass extrem gefährliche Klimagase aus diesen Zonen in die Atmosphäre dringen.

Wirbel im Atlantik setzen ein starkes Treibhausgas frei. Aufgrund biochemischer Prozesse entstehen in Regionen mit sehr wenig Sauerstoff große Mengen des auch als Lachgas bekannten Treibhausgases Distickstoffmonoxid. Das berichtet ein Forscherteam unter Leitung des Exzellenzclusters Ozean der Zukunft und des Geomar-Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel. Extreme Sauerstoffarmut entsteht im Atlantik in Ozeanwirbeln von bis zu hundert Kilometern Durchmesser, die von der afrikanischen Küste westwärts durch den Ozean wandern, wie die Forscher in Scientific Reports schreiben.

Die Atlantikwirbel seien der Forschung bislang entgangen, da sie im Gegensatz zu den großen, stationären Sauerstoffminimumzonen nur sehr kleinräumig und zusätzlich räumlich sehr variabel sind, so der Erstautor der Studie, Damian Grundle vom Bermuda Institute of Ocean Sciences. 2010 habe jedoch ein Wirbel eine vor der kapverdischen Insel São Vicente fest im Meer verankerte Beobachtungsstation gestreift und einen ersten Hinweis auf die Existenz dieses Phänomens gegeben. 2014 sei mit Hilfe eines Satelliten vor der Küste Mauretaniens ein potenzieller Ozeanwirbel entdeckt worden, der Richtung Kapverden wanderte. Kurz vor den Inseln konnten die Forscher mit Hilfe des Forschungsschiffes Islandia Proben aus seinem Zentrum entnehmen. Auch das zufällig vor den Inseln schwimmende deutsche Forschungsschiff Meteor wurde dazu genutzt.

Die gewonnenen Daten und Wasserproben wurden physikalisch, biogeochemisch und biologisch ausgewertet. Demnach gab es in hundert Metern Wassertiefe die höchsten Lachgaswerte, die jemals im offenen Atlantik gemessen worden waren. "Dies ist auf Prozesse zurückzuführen, die dem Ozean den Pflanzennährstoff Stickstoff entziehen können und dabei unter anderem Lachgas in großen Mengen produzieren", sagt Grundle.

Die sauerstoffarmen Wirbel entstehen auf natürliche Weise, wenn nährstoffreiches Tiefenwasser durch Meeresströmungen an der Küste Westafrikas in obere Wasserschichten gespült wird. Im Inneren der Wirbel sind viele Nährstoffe und damit auch zahlreiche Lebewesen. Sterben diese, wird viel Sauerstoff verbraucht. Da der Stoffaustausch zwischen dem Wirbelinneren und dem Umgebungswasser niedrig ist, kommt es zu nahezu sauerstofffreien Zonen im Wirbel.

© SZ vom 12.07.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: