Klima:Deckel drauf

Unterirdische CO₂-Speicherung könnte sicherer sein als vermutet: Eine natürliche Lagerstätte des Treibhausgases ist offenbar seit 100.000 Jahren stabil, die oberste Schicht hält demnach besser dicht als angenommen.

Von Marlene Weiß

Die umstrittene CCS-Technik, die Kohlendioxid etwa aus Kraftwerken auffangen und im Erdboden lagern soll, könnte laut einer neuen Untersuchung sicherer sein als angenommen: Eine natürliche CO₂-Lagerstätte in den USA ist offenbar seit etwa 100 000 Jahren stabil ( Nature Communications). Das lässt hoffen, dass auch künstliche CO₂-Lagerung sicher sein kann.

Eine Gefahr könnte sein, dass sich das Kohlendioxid im Untergrund teils in Wasser löst. Die entstehende Kohlensäure könnte die Steinschicht angreifen, die wie ein Deckel auf dem porösen Gestein liegt, in welches das flüssige Kohlendioxid gepresst wurde. Da das CO₂ wegen seiner geringen Dichte nach oben steigt, könnte es im Extremfall entweichen und lokal die Atemluft verdrängen wie auch den Klimanutzen zunichtemachen.

Auch in der natürlichen CO₂-Lagerstätte im US-Bundesstaat Utah, die nun ein europäisch-amerikanisches Team um Mike Bickle von der University of Cambridge untersucht hat, fand sich eine solche Korrosionsschicht an der Unterseite des Tonstein-Deckels. Allerdings war sie nach etwa 100 000 Jahren nur sieben Zentimeter dick, viel dünner als bisher vermutet. Demnach widersteht zumindest dieses Lager schon lange der chemischen Zersetzung, und wird es noch lange tun. Ob das auch für andere Gesteinsformationen gilt, bleibt offen; man werde es von Fall zu Fall prüfen müssen, schreiben die Forscher. Eines hält Leitautor Mike Bickle aber doch fest: "Mit gründlicher Überprüfung wird es weit sicherer sein, CO₂ im Untergrund zu vergraben, als es direkt in die Atmosphäre auszustoßen."

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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