Kampf gegen den Walfang:"Wir versuchen die Jagd zu erschweren"

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Japans Walfänger sind aufgebrochen, um "für Forschungszwecke" zu jagen - begleitet vom vom Greenpeace-Schiff Esperanza. An Bord ist Regine Frerichs, die für die Schlauchbooteinsätze der Umweltschützer zuständig ist.

Marten Rolff

Japans Walfangflotte ist in die Antarktis aufgebrochen, um "für Forschungszwecke" zu jagen. Damit will die japanische Fischereibehörde nach eigenen Worten das internationale Moratorium für den kommerziellen Walfang aufweichen.

Gewagte Störmanöver der Esperanza (links) 2005. Die zwei japanischen Walfangschiffe versuchten, sich die Umweltaktivisten mit Wasserstrahlen vom Hals zu halten. (Foto: Foto: Reuters/Greenpeace)

Begleitet wird die Flotte bis Februar vom Greenpeace-Schiff Esperanzaa, das die Jagd verhindern soll. Regine Frerichs ist an Bord für die Schlauchbooteinsätze zuständig.

SZ: Hallo, Frau Frerichs, wo befinden Sie sich gerade?

Frerichs: Wir sind gut 200 Seemeilen südlich der japanischen Küste, haben also noch ein paar tausend Meilen vor uns. Die Esperanza wird in knapp vier Wochen antarktische Gewässer erreichen.

SZ: Und die ganze Zeit über kleben Sie am Heck der japanischen Walfangflotte?

Frerichs: Im Moment haben wir die Japaner aus den Augen verloren, das wird noch öfter der Fall sein. In der Regel finden wir sie aber wieder. Die Walfänger sind schneller als die Esperanza. Daher halten wir uns an das langsame Fabrikschiff.

SZ: Japan will mehr als 900 Zwerg- sowie je 50 Finn- und Buckelwale fangen. Wie können Sie das denn verhindern?

Frerichs: Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Wir versuchen mit unseren schnellen Schlauchbooten die Jagd zu erschweren. Etwa, indem wir mit Hilfe von Feuerlöschpumpen eine Art Nebel erzeugen, die die Sicht im Wasser trübt.

Eine andere, theoretische Methode ist, die Wale durch akustische Signale zu vertreiben, die die Laute der für Zwergwale gefährlichen Orcas imitieren. Das ist aber schwierig, weil die Reichweite oft zu gering ist. Wir setzen das nicht ein.

SZ: Und wenn den Japanern trotzdem ein Wal vor die Harpune gerät?

Frerichs: Wenn die einmal einen Wal gesichtet haben, ist das so gut wie ein Todesurteil. Die letzte Möglichkeit für uns ist, direkt in die Schusslinie zu fahren.

SZ: Hört sich ziemlich gefährlich an.

Frerichs: Es ist nicht ungefährlich. Wenn ein Schlauchboot getroffen würde, wäre das kritisch. Wir gehen aber davon aus, dass die Japaner nicht schießen, wenn wir näher als 50 Meter an ihrem Boot dran sind. Die haben weder Interesse an Eskalation noch an schlechter Presse.

Bei unserer letzten Verfolgungstour ist trotzdem einmal sieben Meter neben mir eine Granate explodiert, weil der Harpunierer offenbar noch unerfahren war. Der Steuermann fiel ins Wasser, zum Glück wurde er nicht verletzt.

SZ: Sie verfolgen die Flotte über Monate. Gibt es Kontakt zu den Japanern?

Frerichs: Wir versuchen durchaus mit denen zu reden. Beim letzten Mal hat es geklappt. Wenn eine Aktion nicht anonym bleibt, wenn alle Beteiligten Gesichter vor Augen haben, mindert das die Aggression, es trägt zur Deeskalation bei.

SZ: Wie sind Ihre Erfolgschancen?

Frerichs: Schwer zu sagen. Das letzte Mal haben die Japaner wegen eines Brandes an Bord ihre Tour abgebrochen. Ein anderes Mal haben wir aber immerhin den Fang von 85 Minkwalen verhindert.

© SZ vom 20.11.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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