Der europäische Raumfrachter Jules Verne soll einen Monat länger als geplant an der Internationalen Raumstation ISS angedockt bleiben - nachdem die Astronauten ungeahnte Einsatzmöglichkeiten des Moduls entdeckt haben.
So dient der Raumcontainer nicht nur wie geplant als Stauraum für Abfälle aller Art, die Crew der ISS nutzt ihn auch als Waschraum und Schlafzimmer.
Zwar verfügt die ISS über eine eigene Hygienestation, seit Neuestem bevorzugen die Astronauten aber, wie die Europäische Raumfahrtagentur Esa berichtet, die Weiten des europäischen Raumfrachters für ihre Körperpflege.
Im sogenannten ATV, dem Automatischen Transfer-Vehikel, ist genügend Platz, um sich ungestört mit feuchten Tüchern abreiben zu können und die Haare mit einem Shampoo zu pflegen, das nicht ausgespült werden muss. "Die Kabine des ATV bietet der Crew viel Raum, einiges an Privatsphäre und sie hilft auch, die Luftfeuchtigkeit im Rest der Station niedrig zu halten", sagt Hervé Côme, ATV-Missionsmanager bei der Esa.
Auch als Schlafstätte hat Jules Verne Anhänger gefunden. Da für die dreiköpfige ISS-Besatzung nur zwei Kojen zur Verfügung stehen, muss ein Astronaut seinen Schlafsack Nacht für Nacht irgendwo in der Station festmachen. Das ATV mit seinem geringem Luftzug und den wenig lärmenden Ventilatoren wird da zum willkommenen Plätzchen.
Für die mittlerweile leeren Tanks des Versorgungsschiffs hat die Crew ebenfalls eine neue Verwendung gefunden. 110 Liter Wasser, die der ISS-Luft entzogen wurden und bislang in Beuteln lagerten, sind ins ATV gepumpt worden. Noch bis September soll der Frachter an der Station angedockt bleiben, bevor er mit 6,3 Tonnen Abfall an Bord planmäßig in der Atmosphäre verglüht.