Ein Gebäude bauen, das sich selbständig in der Sommerhitze kühlt und belüftet, noch dazu, ohne Energie zu verbrauchen - an dieser Aufgabe scheinen Architekten durchgängig zu scheitern. Termiten hingegen sind hervorragende Passivhaus-Baumeister. In ihren bis zu zehn Meter hohen Bauten zirkuliert die Luft trotz enger Gänge.
Wie die gute Durchlüftung funktioniert, war lange unklar - jetzt aber haben US-Forscher den Mechanismus aufgedeckt, wie sie im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences berichten.
Dazu untersuchten sie mehrere Wochen lang Termitenhügel in Indien. Ein solcher Bau besitzt viele Gänge, die meisten verlaufen vertikal. Manche führen an der Außenseite des Hügels entlang, in der Mitte verläuft ein Schornstein von ganz unten, wo die Königin wohnt und Eier legt, bis zum höchsten Punkt des Hügels. Bisher ging man davon aus, dass Wind von außen in die Kanäle pfeift und so die Luft im Inneren des Hügels zirkulieren lässt. Doch das stimmt nach Ansicht der Forscher nicht.
Termitenhügel atmen wie eine große Lunge
Das System basiere nicht auf Wind, sondern auf Temperatur. Wenn diese sich außerhalb des Hügels erhöht, wird die Luft in den äußeren Kanälen wärmer und steigt nach oben. Da Termitenhügel so gut wie keine Öffnungen besitzen, kann die Luft jedoch zum Großteil nicht entweichen. An der Spitze des Kegels angekommen, fließt sie stattdessen im Schornstein des Hügels nach unten. Die kältere Luft, die sich dort befindet, wird weiter geschoben. Ist sie unten angelangt, fließt sie über Kanäle zur Außenseite und der Kreislauf beginnt erneut.
Wird es abends um die Hügel herum wieder kälter, dreht sich der Zyklus um. Dann kühlt die Luft in den äußeren Kanälen ab, fällt hinab und warme Luft steigt im Schornstein auf. Die Forscher vergleichen einen Termitenhügel daher mit einer großen Lunge, die morgens ein- und abends wieder ausatmet.
Für die Termiten ist es wichtig, dass ihr Bau immer gut durchlüftet ist. Denn wenn die Insekten Holz fressen, produzieren sie dabei Methan. Zirkuliert die Luft im Bau ausreichend, gelangt dieses zu den äußeren Kanälen. Dort kann es über winzig kleine Poren in der Wand des Baus entweichen.