Historie:Das Leonardo-Projekt

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Forscher gehen dem Mythos Leonardo da Vinci auf den Grund: Sie suchen nach dem Grab seiner Verwandten, nach lebenden Nachfahren und nach Mikroben auf Gemälden.

Von Marlene Weiß

Leonardo da Vinci ist eine jener Figuren, bei denen Wahrheit und Mythos sich auf wundersame Weise verbinden. So wäre der Plot von Dan Browns Roman "The Da Vinci Code" schon verworren genug gewesen, ohne dem Universalgenie eine Mitgliedschaft in der ominösen Prieuré de Sion anzudichten. Aber auf dem Titel machte sich Leonardo hervorragend. Auch ob Caterina, die Mutter des Künstlers, eine arabische Sklavin war, wird gerne erörtert. Und ein kleines Christusbild steigerte jüngst seinen Wert von 45 Pfund auf 127,5 Millionen Dollar, weil es hieß, da Vinci habe es gemalt.

Wissenschaftler aus Frankreich, Italien, Spanien und den USA untersuchen seit Ende 2014 einige Fakten, wobei wohl auch Nahrung für den Mythos abfällt. In der vergangenen Woche stellten sie einen ersten Zwischenstand des "Leonardo Project" vor ( Human Evolution). So hat eine Gruppe um Serena Minucci von der Universität Siena die Badia Fiorentina mit Bodenradar-Geräten untersucht, um das Familiengrab der da Vincis zu orten. Allerdings fanden sie in der Abtei gleich acht auffällige Stellen, was Archäologen vor Herausforderungen stellen dürfte. Ein anderes Team machte diverse Nachfahren von da Vincis Vater ausfindig; ihr Erbgut könnte nun zeigen, ob es sich bei den Knochen in einer Kapelle des französischen Château d'Amboise wirklich um Leonardos sterbliche Überreste handelt. Vom Genie selbst sind keine Nachkommen bekannt.

Ein Team vom Craig Venter Institute und der Universität Florenz arbeitet derweil daran, aus Bildern DNA-Spuren zu extrahieren oder die Zusammensetzung der Mikroorganismen zu analysieren. Mit solchen Techniken könnte künftig nachgewiesen werden, ob ein Bild wirklich von Leonardo stammt - was bei den hier gezeigten unumstritten ist.

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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