Als Napoleon Bonaparte mit seinem Heer vor den ägyptischen Pyramiden stand, soll er seine Soldaten mit viel Pathos auf die historische Bedeutung der Bauten hingewiesen haben. Die Ehrfurcht vor altem Gestein ist angemessen. Es gibt einen Eindruck von den Wurzeln des eigenen Daseins. Doch hätten Menschen ein besseres Gespür für Zeitmaßstäbe, so wäre im Angesicht mancher geologischer Wunder mindestens so viel Ehrfurcht aufzubieten.
Vor 4,28 Milliarden Jahren entstanden diese Felsen an der Hudson Bay.
(Foto: Foto: Science/AAAS)Alte Felsformationen und darin enthaltene Spuren sind weitaus ältere Zeugen der Erdgeschichte als menschengemachte Bauwerke. Sie erlauben einen Blick in die Frühzeit der Welt. Die Geschichte des Planeten ist nicht - wie man lange glaubte - Tausende, sondern 4,5 Milliarden Jahre alt.
Der Fels an der Hudson Bay
Erst vor wenigen Wochen präsentierten Wissenschaftler im Magazin Science eine Sensation. Am Ufer der Hudson Bay in Kanada fanden sie einen 4,28 Milliarden Jahre alten Fels. Er entstand in der Frühzeit der Erde, als es noch kein Leben auf dem Planeten gab; die Erde war eine karge Felslandschaft.
Relikte aus dieser Zeit finden sich kaum, weil sich die Erdoberfläche im Laufe der Erdgeschichte umwälzt. Wo sich zwei Platten aufeinanderschieben, taucht eine Erdplatte ins Erdinnere ab und schmilzt. Zudem schleifen Wind und Wasser irgendwann jeden Stein zu Staub - oder fast jeden.
Eine atomare Uhr verriet das Alter des Steins von der Hudson Bay. Wie der Sand in einer Sanduhr gleichmäßig rieselt, so zerfallen radioaktive Substanzen im Gestein mit unveränderlicher Geschwindigkeit und erlauben somit eine Altersbestimmung.
Das in dem Stein enthaltene Element Samarium-146 war zu großen Teilen zu Neodym-142 zerfallen. Die Datierung ergab, dass der Stein eine viertel Milliarden Jahre älter ist als der bisherige Rekordhalter - ein Vulkanstein, ebenfalls aus dem Nordwesten Kanadas.