Genetik:Starkmacher

Das Erbgut von Viren könnte Männern zu einem Teil ihrer Muskelmasse verholfen haben. Auch andere Erreger-Gene haben sich im Lauf der Evolution im Menschen angesammelt.

Von Hanno Charisius

Männer verdanken einen Teil ihrer Muskelmasse womöglich Viren, die sich im Laufe der Entwicklungsgeschichte in ihr Erbgut eingenistet haben. In der menschlichen DNA wimmelt es nur so von solchen genetischen Spuren aus der Vergangenheit - gut acht Prozent der Gene wurden einst von Erregern auf Menschen übertragen und haben sich irgendwann als harmlos oder so nützlich erwiesen, dass sie nicht wieder durch die Mechanismen der Evolution herausgefischt wurden. In der Fachzeitschrift PLOS Genetics berichten jetzt französische Genetiker von männlichen Mäusen, die 20 Prozent ihrer Muskelmasse einbüßen, wenn man alte Virusgene ausschaltet. Womöglich bräuchten auch Menschenmänner deutlich kleinere Hämmer für das traditionelle Kräftemessen auf dem Oktoberfest, wenn es das Genmaterial aus der Vergangenheit nicht gäbe. Bei Frauen sorgt das archaische Viruserbe dafür, dass in der Schwangerschaft die biologische Verbindung zwischen Mutter und Kind über die Plazenta richtig funktioniert.

© SZ vom 06.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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