Genetik:Ein Phantom als Bauherr

George Bähr plante einst die Dresdner Frauenkirche. Doch wie der Baumeister aussah, ist bis heute unklar, es existiert kein Bild. Nun haben Genetiker sein Genom entschlüsselt.

Der Architekt und Erbauer der Dresdner Frauenkirche, George Bähr (1666 - 1738), war genetisch gesehen ein typischer Mitteleuropäer. Er hatte helle Haut und wahrscheinlich braune Augen, wie Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte Jena in Thüringen und der Universität Tübingen in der Fachzeitschrift Scientific Reports berichten. Sie entschlüsselten das Genom des Barockbaumeisters, von dem es weder Bildnis noch Beschreibung gibt. Bährs Aussehen bleibt dennoch lückenhaft, weil die DNA unvollständig ist. So können die Forscher keine Angaben zu Haarfarbe, Größe oder anderen Merkmalen machen. Das Team hat über mehrere Jahre Teile eines Skeletts untersucht, die beim Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche nach 1990 gefunden wurden. Es handelt sich um die Überreste von Bähr, der allein in der betreffenden Krypta bestattet worden war. Bähr war gelernter Zimmermann, wurde 1705 zum Ratszimmermeister in Dresden ernannt und begann 1722 mit dem Bau seines Hauptwerks. Die Vollendung der Frauenkirche erlebte er nicht mehr: Er starb zuvor an einem Lungenödem. Seine Überreste wurden 1854 in das Gotteshaus umgebettet.

© SZ vom 02.02.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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