Genetik:Der Struwwelpeter in mir

(Foto: Jay Fleck/Getty Images)

Manche Kinder haben unzähmbare Haare, gegen die jeder Kamm versagt. Die Ursache liegt in den Genen.

Es gibt tatsächlich einen Fachbegriff für extrem schwer kämmbares Haar. Experten sprechen vom "Syndrom der unkämmbaren Haare" oder auch "Struwwelpeter-Syndrom". Wahrscheinlich glauben jetzt viele Eltern, auch ihr Kind habe dieses Problem, dabei würde - wie bei dem Mädchen auf dem Bild - schon etwas Geduld helfen. Wenn Forscher von unkämmbaren Haaren sprechen, dann meinen sie eine besonders heftige Form, von der es bislang nur etwa hundert dokumentierte Fälle gibt. An diesen Unkämmbaren scheitert jeder Friseur, egal wie viele Tricks er kennt. Die Betroffenen haben extrem trockene, krause Haare, meist hellblond mit einem typischen Glanz, weswegen im englischen Sprachraum von "Spun-Glass Hair" die Rede ist: Haar wie gesponnenes Glas. Das Phänomen tritt im Alter von drei Monaten bis zwölf Jahren auf. Dann verschwindet es allmählich, und die Haare lassen sich ganz normal bändigen. Eine internationale Forschergruppe hat nun die Ursache für das Struwwelpeter-Syndrom gefunden: Das unkämmbare Haar entsteht durch Veränderungen in einem von drei Genen mit Bauplänen für Proteine, die am Haarwachstum beteiligt sind. Wie die Wissenschaftler im Fachblatt American Journal of Human Genetics berichten, arbeiten diese drei Erbgutabschnitte so eng zusammen, dass ein Defekt in einem von ihnen genügt, um das Haar wild wuchern zu lassen.

© SZ vom 21.11.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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