Auszeichnung:Neuartiges Mikroskop - Zukunftspreis für Thüringer Forscher

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) mit den Gewinnern des Deutschen Zukunftspreises 2022. (Foto: Christophe Gateau/dpa)

Ein neues Mikroskop von Forschern aus Jena hat einen Preis des Bundespräsidenten erhalten. Die Thüringer Hochburg der optischen Technologien erzielte damit einen weiteren Erfolg.

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Berlin/Jena (dpa) - Großer Erfolg für die Jenaer Entwickler eines neuartigen Mikroskops: Drei Forscher des Traditionsunternehmens Carl Zeiss sind mit einer der bedeutendsten Ehrungen der deutschen Wissenschaft ausgezeichnet worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlieh die renommierte Auszeichnung am Mittwochabend in Berlin an die Physiker Thomas Kalkbrenner, Ralf Wolleschensky und Jörg Siebenmorgen. Sie entwickelten die Mikroskop-Technik bei Carl Zeiss Microscopy in Jena.

Bei der bisherigen Fluoreszenzmikroskopie wird eine mit Biomarker präparierte Probe - Zellen oder Mikroorganismen - mit Laserlicht bestrahlt. Das Licht regt die Biomarker-Moleküle zum Leuchten an, sichtbar werden biologische Vorgänge. Das Problem dabei: Das Laserlicht kann Proben beeinflussen oder schädigen. Die von den Forschern entwickelte Technik soll das verhindern. Das schonende Verfahren und die hohe Bildauflösung ermöglichen laut den Entwicklern neue Möglichkeiten für eine langdauernde Beobachtung lebender Zellen. Das bringt neue Möglichkeiten beispielsweise für die Krebsforschung oder das Verständnis früher Entwicklungsstadien des Lebens.

„Nur wenn wir die Prozesse beobachten können, können wir sie auch verstehen“, sagte Kalkbrenner zu Beginn der Preisverleihung. Die Idee für das Mikroskop hatten die drei Sieger schon 2013 - bis die Technik ausgefeilt war, vergingen aber noch Jahre. 2020 kam das Gerät auf den Markt.

Thüringens Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) gratulierte und verwies darauf, dass der Zukunftspreise damit zum vierten Mal an Institutionen in Jena gehe - stets mit Bezug zu optischen Technologien. Diese Bilanz sei beeindruckend und bundesweit einzigartig. „Zugleich ist sie ein deutlicher Beleg für die herausragende Position, die Thüringens Optik-Hochburg Jena international einnimmt“, so der Minister.

Das Land investiere in großem Umfang in diesen Bereich - im laufenden Jahr mehr als 150 Millionen Euro, unter anderem für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, für neue Forschungs- und Technologieprojekte in den Unternehmen oder die Einstellung von wissenschaftlichem Personal. „Diesen Weg werden wir auch in Zukunft fortsetzen, denn hierin liegt Thüringens langfristiger Erfolg als Wirtschafts- und Technologiestandort begründet“, erklärte Tiefensee.

Der Deutsche Zukunftspreis ist mit 250.000 Euro dotiert und eine Auszeichnung für Technik und Innovation. Die Marktreife ist eine Voraussetzung für den Preis.

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger gratulierte am Mittwochabend dem Gewinnerteam. Das „beeindruckende neuartige Mikroskop-System“ eröffne „neue Forschungs- und Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise in der Medizin. Ich bin stolz darauf, dass das Bundesforschungsministerium mit seiner Förderung von rund 1,1 Millionen Euro zu diesem Erfolg beigetragen hat.“

Der Zukunftspreis wird seit 1997 vergeben. Im vergangenen Jahr erhielt ein Forscher-Team um die Impfstoffentwickler von Biontech, Özlem Türeci und Uğur Şahin, den Preis für die Entwicklung eines Covid-19-Impfstoffes.

© dpa-infocom, dpa:221026-99-273927/7

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