Folgen des Rauchverbots:Klare Luft, reine Herzen

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Die Diskussion um das Rauchen in Gaststätten findet in Deutschland kein Ende. Dabei lohnt sich das Leiden der Raucher, wie aktuelle Studien belegen.

Christina Berndt

Das Leiden der Raucher lohnt sich. Seit Anfang des Jahres darf in deutschen Gaststätten meist gar nicht mehr gequalmt werden. Auch wenn das viele ärgert: Der Verzicht wird sich schon bald günstig auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken, wie nun aktuelle Studien zeigen.

Wir müssen draußen qualmen - Raucher vor dem Hofbräuhaus in München. (Foto: Foto: ddp)

Schon drei Jahre länger als die deutschen leiden italienische Raucher in der Öffentlichkeit unter Nikotinentzug. Hohe Strafen drohen, wenn Menschen in Italien in einem öffentlichen Raum, im Restaurant oder in einem Geschäft rauchen. Seither ist die Herzinfarktrate im Land drastisch gesunken, haben Wissenschaftler aus Rom jetzt ausgerechnet ( Circulation online, Februar 2008).

Die Epidemiologen haben die Zahl der Herzinfarkte und anderer Erkrankungen der Herzkranzgefäße in den fünf Jahren vor dem Beginn des Rauchverbots im Januar 2005 und im Jahr danach miteinander verglichen.

Demnach hat die Verlegung des Nikotinkonsums an die frische Luft einen drastischen Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung. Unter den 35- bis 64-jährigen Italienern wurden nach dem Rauchverbot elf Prozent weniger von einem Infarkt ereilt, unter älteren Personen zwischen 65 und 74 Jahren sank die Herzinfarktquote immerhin noch um acht Prozent. Noch älteren Leuten nützte das neue Gesetz allerdings nichts.

"Das Rauchverbot in Italien funktioniert und hat einen wirklich schützenden Effekt auf die Volksgesundheit", sagt Francesco Forastiere aus der römischen Arbeitsgruppe. Dass der Effekt auf die Außentemperaturen, auf geringere Luftverschmutzung oder weniger Grippefälle zurückging, konnten die Forscher ausschließen.

Den Einfluss des Alters erklären sie sich wie folgt: "Die Älteren verbringen eben mehr Zeit zu Hause als in öffentlichen Räumen", erläutert Giulia Cesaroni, eine der Wissenschaftlerinnen. "Deshalb profitieren sie nicht so sehr vom Rauchverbot."

Auch wenn es zunächst verblüffend anmutet, dass sich günstige Effekte auf die Gesundheit schon binnen eines Jahres feststellen lassen: Ähnliche Erkenntnisse haben zuvor auch Forscher aus anderen Ländern schon gewonnen. So ist in Irland die Zahl der Herzinfarkte seit dem Rauchverbot im März 2004 um elf Prozent zurückgegangen.

"Substantielle Verbesserungen im Gesundheitswesen"

Im US-Bundesstaat New York ist das Rauchen in der Öffentlichkeit schon seit 2003 verboten. Acht Prozent weniger Infarkte und Einsparungen von 56 Millionen Dollar im Gesundheitswesen ist die Bilanz der staatlichen Gesundheitsbehörden, die deren Wissenschaftler im vergangenen Jahr veröffentlichten ( American Journal of Public Health, Bd. 97, S. 2035, 2007). "Rauchverbote führen zu substantiellen Verbesserungen im Gesundheitswesen", sagte der Verfasser der Studie, Harlan Juster.

Noch stärker sind die günstigen Auswirkungen des staatlichen Nichtraucherschutzes auf Beschäftigte in der Gastronomie. So litten in Kalifornien Kellner und Barkeeper nur noch halb so häufig unter pfeifenden Atemgeräuschen und Husten am Morgen, wenn sie in rauchfreien Gaststätten arbeiten durften. Tagsüber husteten sie sogar um 77 Prozent seltener und produzierten kaum noch überflüssigen Schleim.

Nur die Raucher selbst profitierten bislang nicht allzu sehr von den neuen Regeln, über die sie sich meist ärgern. Zwar ist in Italien der Verbrauch an Nikotinentwöhnungsprodukten zuletzt stark gestiegen, doch hatte das offenbar keinen allzu großen Erfolg. Seit Beginn des Rauchverbots haben die Italiener insgesamt nur auf jede 20.Zigarette verzichtet. Die Tabakindustrie muss Rauchverbote also ebenso wenig fürchten wie die Wirte. Ausgehen ist in Italien so beliebt wie selten zuvor.

© SZ vom 13.02.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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