Flugzeugbau:Flinker Flieger

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Japan gibt Gas: Freitag soll das Modell eines neuen Überschalljets getestet werden.

Alexander Stirn

Acht Stunden sitzen japanische Geschäftsleute im Flieger, wenn sie von Tokio nach Los Angeles düsen. Eindeutig zu lange. Doch Rettung ist in Sicht: Am morgigen Freitag - rund zwei Jahre nach dem letzten Flug der Concorde - will die japanische Weltraumbehörde Jaxa ein Modell eines neuen Überschallflugzeugs testen. Aus Sicherheitsgründen ist der erste Flug über der menschenleeren autralischen Wüste geplant.

Wenn es um die Zukunft des Luftverkehrs geht, hat Japan hochfliegende Pläne. Der neue Superjet soll mit mehr als doppelter Schallgeschwindigkeit fliegen und dabei nicht teurer, lauter und umweltschädlicher sein als die derzeitigen Linenmaschinen. Mit rund 300 Sitzplätzen soll er dreimal so viele Passagiere befördern können wie einst die Concorde.

Von solchen Dimensionen ist das Modell, das nun über Australien die Schallmauer durchbrechen soll, allerdings noch weit entfernt. Das Testobjekt ist 11,5 Meter lang, zwei Tonnen schwer und soll vor allem Aufschluss über die aerodynamischen Belastungen geben, die während eines Überschallflugs auf das Flugzeugdesign wirken. Triebwerke fehlen, stattdessen wird der Flieger mit einer Rakete in 20 Kilometer Höhe transportiert, auf eine Geschwindigkeit von 2500 Kilometer pro Stunde beschleunigt und dann ausgeklinkt. Nach einem 15-minütigen Testflug soll das Modell schließlich an Fallschirmen zurück zur Erde schweben.

Vor drei Jahren scheiterte erster Versuch

Falls dieses Mal alles gut geht. Vor drei Jahren hatten die Japaner bereits einmal versucht, ihr Modellflugzeug in die Lüfte zu befördern. Damals löste sich der Flieger allerdings zu früh von der Rakete, geriet ins Trudeln und stürzte brennend auf die Erde. "Wir haben Verbesserungen vorgenommen, damit so etwas nicht noch einmal passiert", versichert ein Jaxa-Sprecher.

Das Triebwerk, das den Jet später beschleunigen soll, haben die Japaner bereits getestet. Theoretisch könnte mit der Turbine sogar die 5,5-fache Schallgeschwindigkeit erreicht werden. Die prinzipiellen Probleme des Überschallflugs, wie starker Lärm und hoher Treibstoffverbrauch, sind damit allerdings noch nicht gelöst. Gerade daran, und nicht an mangelnder Flugfähigkeit, ist die Concorde aber letzlich gescheitert.

© SZ vom 06.10.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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