Experiment: Ein Elektrogerät bauen:Der Selfmade-Toaster

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Erzgestein ließ sich noch recht leicht beschaffen, Kunststoff dagegen nur äußerst schwierig herstellen: Ein Brite wollte einen Toaster bauen - allein und von Grund auf.

Titus Arnu

Im letzten Band der Science-Fiction-Reihe "Per Anhalter durch die Galaxis" strandet Arthur Dent, der Held der Geschichte, auf dem rückständigen Planeten Lamuella. Weil es ihm dort sehr, sehr langweilig ist, versucht er, die Kunst des Sandwich-Machens zu vervollkommnen. Er lässt sich ein Messer schmieden, tranchiert damit das Fleisch der "Absolut Normalen Viecher" und bringt einem Bäcker bei, Toastbrot zu backen.

Die bizarre Hülle des Toasters besteht aus einer Mischung von Kartoffelstärke und Essig. (Foto: Foto:)

Allerdings kann er die Scheiben nicht rösten, denn es gibt auf Lamuella keinen Toaster und schon gar keinen elektrischen Strom. "Auf sich allein gestellt, konnte er nicht mal einen Toaster zusammenbasteln," schreibt der Romanautor Douglas Adams, "er konnte ein leidliches Sandwich machen, aber das war schon alles."

Diese sehr britische Geschichte war es, die den Briten Thomas Thwaites zu einem Experiment inspiriert hat: Wie wäre es, wenn man einen Toaster selbst bauen müsste, ohne vorgefertigte Bauteile zu verwenden? "Ich versetzte mich mental in eine vorindustrielle Phase", sagt der Designer aus London, er stellte sich vor, er sei nicht auf der Erde, wo es Elektronikläden gibt, sondern auf Lamuella.

Er nahm sich vor, einen Toaster von Grund auf selbst zu bauen, nicht mal das Rohmaterial wollte er kaufen, sondern selbst beschaffen. Das Projekt wurde unglaublich aufwendig, nahm neun Monate Zeit in Anspruch und brachte Thwaites an die Grenzen seiner Arbeitskraft, aber er schaffte es tatsächlich, einen funktionsfähigen Toaster herzustellen.

Zunächst nahm er einen handelsüblichen Toaster auseinander, um herauszufinden, was er alles benötigen würde: Metall für elektrische Kabel und den Stecker, für die Grill-Apparatur und die Sprungfeder, Plastik für die Isolation und die Verkleidung. Das Metall gewann er eigenhändig aus britischem Boden, aus einer stillgelegten Eisenmine in Gloucestershire. "Ich hatte einen Koffer mit erzhaltigem Gestein und reiste damit im Zug nach London zurück," erzählt Thwaites, "aber ich hatte keine Ahnung, wie schwierig es war, daraus Eisen zu gewinnen."

In der British Library, der Nationalbibliothek in London, fand er ein altes Buch über Eisenherstellung, das eine Schmelzmethode aus dem 15. Jahrhundert beschrieb. Doch ein erster Versuch mit einem Kohleofen und einem Blasebalg ging schief, Thwaites erzeugte zwar 1200 Grad, konnte aber kein reines Eisen gewinnen. Nach weiterer Recherche fand er ein Patent aus dem Jahr 2001, in dem beschrieben wird, wie man Eisen in der Mikrowelle schmelzen kann.

Nach 20 Minuten auf höchster Stufe in einer umgebauten Mikrowellenherd hatte er ein Eisen-Stückchen in der Größe einer Ein-Euro-Münze. Thwaites schmolz weiteres Rohmaterial und konnte daraus ein Gitter und die restlichen Metallteile schmieden. Allerdings war es unmöglich, eine Sprungfeder zu machen, also konstruierte er eine rustikale Hebevorrichtung für das Röstbrot. Versuche, einen Stecker und ein elektrisches Kabel selbst herzustellen, scheiterten - der Toaster-Tüftler musste auf handelsübliches Zubehör zurückgreifen.

Am schwierigsten war die Herstellung des Kunststoffes, mit dem der Toaster verkleidet werden sollte. Ursprünglich hatte Thwaites vor, britisches Rohöl als Grundmaterial zu verwenden, aber "es hätte möglicherweise Jahrzehnte gedauert", sagt der Konstrukteur, bis es zu nennenswerten Ergebnissen gekommen wäre, denn der Prozess der Plastikherstellung ist hochkompliziert und erfordert eine Technologie, die sich kaum für den Hausgebrauch nachbauen lässt.

Also mixte er einen alternativen Kunststoff aus Kartoffelstärke und Essig. "Das Zeug ist klebrig und fest genug, um damit Kabel zu isolieren", sagt Thwaites, "und es schmeckt sogar." Allerdings sieht der Toaster in der matschigen Kartoffelverkleidung nun mehr wie ein Objekt von Joseph Beuys aus, als ein Elektrokleingerät.

Obwohl "The Toaster Project" nun im Royal College of Art in London ausgestellt ist, möchte Thomas Thwaites seinen Eigenbau-Röster nicht als reines Kunstobjekt verstanden wissen. "Es war eher ein technisches Experiment, um herauszufinden, wie autark man wirklich sein kann", sagt er. Er findet, es sei nicht ganz geglückt - denn der Toaster funktioniert zwar, aber im Vergleich zu einem ganz normalen Toaster, der im Supermarkt 15 Euro kostet, liefert er ein mäßiges Ergebnis. Zudem stehe der Aufwand in keinem vernünftigen Verhältnis zum Ergebnis.

© SZ vom 02.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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