Entziffert:Das kleinste Erbgut der Welt

Symbionten leben sparsam: Bakterien der Art Carsonella rudii kommen mit einem Erbgut von nur 160.000 Basenpaaren aus. Menschen besitzen dagegen mehr als drei Milliarden.

Das kleinste Erbgut der Welt ist gefunden.

In der gelben Struktur in dieser frisch geschlüpften Laus leben die Bakterien. (Foto: Foto: Nancy Moran/University of Arizona)

Bakterien der Art Carsonella rudii, die als Symbionten in kleinen Läusen leben, brauchen zum Überleben ein Erbgut von nur 160.000 Basenpaaren (160 Kilobasen) Größe.

"Wir hätten nicht gedacht, dass so wenige Gene zum Leben ausreichen", sagt Nancy Moran von der University of Arizona ( Science, Bd. 314, S. 267, 2006).

Bisher galt das Erbgut von Bakterien der Gattung Buchnera mit etwa 450 Kilobasen als kleinstes Genom.

Carsonella- und Buchnera-Bakterien kommen mit so wenigen Genen aus, weil sie als Symbionten im Körper von Insekten leben, so Moran.

Hier seien sie gut vor Umweltstress geschützt und produzieren als Gegenleistung Aminosäuren, die die von Pflanzensaft lebenden Insekten selbst nicht herstellen können.

Dem Erbgut von Carsonella fehlen offenbar Gene, die bisher als überlebenswichtig galten. Die Forscher vermuten, dass die Bakterien diese Erbanlagen wegen ihrer besonderen Lebensweise nicht mehr benötigten und daher verloren haben.

Mittelfristig könnten die Bakterien sogar ihre heute noch im Prinzip eigenständige Lebensweise aufgeben und zu einer echten Organelle in den Zellen der Läuse werden.

© SZ vom 13.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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