Elbhochwasser:Kanzler in Gummistiefeln

Die Elbe erreichte 2002 den höchsten je gemessenen Pegelstand. Die ungebremsten Fluten führten zu Toten, Verletzten, riesigen Sachschäden - und bestimmten auch den Wahlkampf.

Von Christoph von Eichhorn

Dass eine Überschwemmung auch politischen Schaden anrichten kann, ließ sich beim Elbhochwasser 2002 verfolgen. An wenigen Tagen fiel Mitte August so viel Regen wie sonst in einem halben Jahr, die Elbe erreichte mit 9,40 Meter ihren höchsten je gemessenen Pegelstand. Mitten im Bundestagswahlkampf präsentierte sich der amtierende Kanzler Gerhard Schröder dann als empathischer Macher in Gummistiefeln - während Herausforderer Edmund Stoiber sich weigerte, aus der Katastrophe Kapital zu schlagen. So geriet das Hochwasser für den CSU-Kandidaten selbst zum Desaster. Von ihm blieb das Bild hängen, dass er lieber an der Nordsee urlaubte, während Schröder Hilfspakete schnürte. Die Wahl gewann Schröder mit einigen Tausend Stimmen Vorsprung.

Doch auch in meteorologischer Hinsicht ist die Bilanz der Flut gravierend. Im Erzgebirge fielen innerhalb von 24 Stunden örtlich 350 Liter Regen pro Quadratmeter und machten so aus Elbzuflüssen wie der Mulde oder Müglitz reißende Ströme. Kurz darauf ließen diese die Elbe selbst anschwellen, zeitweise führte sie 14 Mal so viel Wasser wie in ruhigen Zeiten. In Sachsen starben 21 Menschen, es gab mehr als 100 Verletzte. Entlang der Elbe brachen 21 Dämme, alleine in Sachsen wurden 25 000 Wohngebäude und Straßen auf einer Länge von 800 Kilometern beschädigt. Insgesamt verursachte die Überschwemmung in Deutschland einen Schaden von 11,4 Milliarden Euro, der höchste je registrierte materielle Schaden eines Flusshochwassers in Mitteleuropa.

© SZ vom 28.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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