Diskussion:Neue Grenzen

Der wachsende Nationalismus beunruhigt die Forscher. Bei einem Gespräch betonte Rolf-Dieter Heuer, dass Wissenschaft Freiheit brauche.

Von Johanna Pfund

Nationalismus ist weltweit auf dem Vormarsch. Ein Fakt, der Wissenschaftler auf der ganzen Welt stört - wie bei einem Gespräch in Lindau deutlich wurde.

"Wissenschaft kann nur in Freiheit gedeihen", betont Rolf-Dieter Heuer, früher Direktor des Cern. "Es wäre der größte Fehler, wenn wir nicht gegen Nationalismus kämpfen würden." In der Praxis jedoch stoßen vor allem junge Wissenschaftler an nationale Grenzen. "Es ist sehr schwierig, ein Visum zu bekommen", berichtet Lakshmi Balasubramaniam. Die Inderin studiert in Paris. "Anstatt zu arbeiten, muss man viel Energie aufs Visum verschwenden."

Großbritannien steht angesichts des Brexits vor anderen Problemen, so Nobelpreisträger Konstantin Novoselov, der in Manchester arbeitet. "Der Brexit ist eine Katastrophe für die Wissenschaft", sagt er. Die Insel sei keine erstrebenswerte Destination mehr für junge Talente. Und das in Zeiten, in denen weltweit ein Wettstreit um die besten Nachwuchskräfte herrsche.

Allerdings werde unterschätzt, dass Wissenschaft für manche Regierungen gar keine Rolle spiele, meint Henry Enninful aus Ghana, der in Leipzig studiert. Novoselov pflichtet ihm bei. Vielen Regierungen gehe es lediglich darum, die Technologie zu kontrollieren. Dabei, da sind sich die Forscher einig, profitiere die Wissenschaft von weltweitem Austausch und Kooperation. Und um dies zu sichern, sei eines wichtig: Kommunikation.

© SZ vom 05.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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