Deutscher Umweltpreis:"Macht Kilowattstunden arbeitslos"

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Der Wissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker und der Unternehmer Holger Zinke erhalten in diesem Jahr den Preis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Tina Baier

Ein Wissenschaftler und ein Unternehmer erhalten in diesem Jahr den Deutschen Umweltpreis. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Dekan der Donald Bren School für Umweltwissenschaft der Universität Kalifornien in Santa Barbara, wird von Jury und Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) als Vordenker für die Lösung globaler Umweltprobleme gewürdigt.

Ernst Ulrich von Weizsäcker (Foto: Foto: dpa/DBU)

Holger Zinke, Gründer des Biotechunternehmens Brain AG in Zwingenberg, hat sich als einer der ersten Unternehmer damit beschäftigt, wie sich Substanzen aus der Natur in der Industrie nutzen lassen. Beide Preisträger bekommen je 250.000 Euro. Die Auszeichnung ist damit der höchstdotierte und wichtigste Umweltpreis in Europa. Er wird am 26. Oktober in Rostock von Bundespräsident Horst Köhler überreicht.

"Wir haben uns auf das Thema 'Werkzeugkasten der Natur' konzentriert, um von dort Mikroorganismen, Enzyme, Biokatalysatoren und auch Naturstoffe herauszuholen und sie der Industrie zur Verfügung zu stellen", sagt Holger Zinke.

Ziel ist es, industrielle Verfahren dadurch effizienter und energiesparender, also umweltfreundlicher zu machen. Die Wissenschaftler von Zinkes Brain AG haben zum Beispiel zusammen mit der Firma Henkel einen natürlichen Eiweißstoff gefunden, der in Waschmitteln eingesetzt werden kann. Die Substanz bewirkt, dass schmutzige Wäsche bei 40 Grad genauso sauber wird wie zuvor bei 60 Grad.

"Das ist die Krönung meiner umweltpolitischen Laufbahn"

Aufgrund des geringeren Energieverbrauchs könnten nach Rechnungen der Brain AG somit allein in Deutschland jährlich 1,3 Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid eingespart werden. Zudem würden allein in Deutschland 18.000 Tonnen Waschmittel im Jahr weniger verbraucht.

Zinke habe dazu beigetragen, dass wichtige Schlüsselindustrien - wie die Chemie - nun vor einer Biologisierung stünden, sagte Fritz Brickwedde, Generalsekretär der DBU, bei der Bekanntgabe der beiden Preisträger.

"Das ist die Krönung meiner umweltpolitischen Laufbahn", sagte Ernst Ulrich von Weizsäcker als Reaktion auf seine Auszeichnung. Der Neffe des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker wirbt seit Jahrzehnten in den verschiedensten Funktionen für umweltfreundliches Wirtschaften in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

In seinem Buch "Faktor Vier" rechnet der Physiker und Biologe vor, wie sich der Verbrauch natürlicher Ressourcen weltweit halbieren und gleichzeitig der Wohlstand der Menschen verdoppeln ließe.

Von Weizsäcker war der erste Präsident des 1991 gegründeten Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, dessen Wissenschaftler sich unter anderem mit der Beziehung zwischen Ökologie und Wirtschaft beschäftigen. Weizsäcker ist überzeugt, dass beides vereinbar ist. "Macht Kilowattstunden arbeitslos, nicht Menschen" ist einer seiner Leitsprüche.

Ernst Ulrich von Weizsäcker berate vorbildlich Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft und vernetze Experten verschiedener Wissenschaften zum Wohle der Umwelt, sagte DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde. So war Weizsäcker unter anderem daran beteiligt, dass im Jahr 2005 der Handel mit Emissionsrechten in der Europäischen Union eingeführt wurde. Ziel ist es dabei, den Ausstoß von Schadstoffen wie Kohlendioxid mit marktwirtschaftlichen Methoden zu senken.

© SZ vom 02.10.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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