Bücher:Auf der Erde und im Weltall

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Von Menschen, die in ungewöhnlicher Umgebung Gewöhnliches tun, und anderen, die sich in die Ferne träumen - unsere Buchtipps.

NICHTS ALS LEBEN

(Foto: N/A)

Die abgelichteten Menschen tun das Normalste der Welt, spielen Golf, reiten oder schwimmen in einem Fluss. Normal wirken Martin Kollars Bilder dennoch nicht. So vertieft in ihr Hobby sind der Golfspieler in Slowenien, die Reiter in Tschechien und der Schwimmer in Rumänien, dass sie nicht bemerken, wie wenig sie in ihre Umgebung passen.

Und selbst wenn sie es bemerkten, würde es sie stören? Es ist etwas Stoisches in den Bildern, so, als könnten die Leute ganz gut auf bessere Zeiten warten, als würde ihnen bis dahin das karge Alltagsangebot genügen. Die Menschen des Ostens haben sich eingerichtet in ihrem Leben. Gelassen nehmen die Personen in Kollars Bildern Veränderungen hin, scheren sich nicht um die Umwelt oder die anderen.

Der in der Slowakei geborene Fotograf Martin Kollar ist von 2001 an durch Mittel- und Osteuropa gereist und hat Menschen in ihrer Freizeit beobachtet: den dicken Jungen, der darauf wartet, dass die Mädchen zu ihm zurückkommen, arbeitslos gewordene Förster beim Biertrinken vor einer Waldtapete und den alten Mann, der sich auf seinen Sieg im Axtweitwurf freut. All das ist "Nothing Special", so der Buchtitel. Warum viele Situationen dann doch wieder etwas Besonderes haben, beschreiben Katarína Kerekešová und Peter Kerekeš in ihren witzigen Texten.

Nothing Special, von Martin Kollar, Edition Braus, Wachter, 39,90 Euro

DIE FRAU IM MOND

Der Countdown läuft, und in der roten Raumkapsel ist dieser feine, kühl-metallische Geruch, den die Kosmonautin nicht zuordnen kann, der aber schwach wahrnehmbar ist und alle möglichen Erinnerungen wachruft. Zehn, neun, acht, die Zeitspanne ist kurz, die noch bleibt, ehe Hella Bruns startet zu ihrem Weg auf den Mond, ihr Leben verdichtet sich in diesen Sekunden. Dann hebt sie ab, traumgleich endet dieser Roman mit einem Flug zu den Sternen.

"Die Kosmonautin" ist kein Sachbuch, das nüchtern den Weg einer Frau zum kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur und weiter ins All beschreibt, das anschließende Training in der einsamen, zeitlosen Anlage fern der Heimat. Der 1968 geborene Jo Lendle schildert in seinem Debütroman die magische Seite der irdischen Existenz. Schwerkraft ist mehr als Massenanziehung. In diesem Roman geht es darum, was einen Menschen auf dieser Welt hält.

Die Kosmonautin, von Jo Lendle, DVA, 16,95 Euro

DAS KAPITAL DER WELT

Da hat der Beduine, der den höchstgelegenen Kiosk Ägyptens auf dem Mosesberg besitzt, einen Traum: Er möchte einmal nach Holland fahren, weil dort alles "so flach und so grün" ist. Da gesteht ein Fahrradflicker aus China, dass er nur Urlaub macht, wenn es stürmt, weil dann sowieso niemand in sein Geschäft kommt. Da erklärt ein englischer Oberarzt, dass er zwar 13.300 Euro pro Monat verdient, aber auch 76 Stunden arbeiten muss.

Der Band "Der Mensch" vereint Porträts aus 38 Ländern. Es sind kleine, lebendige Geschichten darüber, wie man lebt und arbeitet in der Welt des 21. Jahrhunderts. Das Buch, das auf einer Rubrik im Wirtschaftsmagazin brand eins beruht, verbindet diesen persönlichen Zugang mit ökonomischen Details zum jeweiligen Land. Menschlicher kann man von der globalisierten Welt nicht erzählen.

Der Mensch - Die kleinste wirtschaftliche Einheit, Knesebeck, 22 Euro

Präsentiert vom Piper-Verlag

© SZ Wissen, Ausgabe 9/2008/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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