Bodenschätze:"Für unser Dorf wäre der Goldabbau von Vorteil"

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Unter dem irischen 300-Einwohner-Dorf Clontibret liegt eines der größten Goldvorkommen in Europa. Ein Anruf bei Victor und Yvonne Donaldson, die dort das Postamt leiten.

Marten Rolff

Das 300-Einwohner-Dorf Clontibret kennt bislang kaum einer. Nun wird sich das ändern. Ein Unternehmen hat in dem Ort an der Grenze zu Nordirland eines der größten Goldvorkommen Europas ausgemacht - Edelmetall im Wert von mehr als 700 Millionen Euro, dessen Schürfrechte in Irland stets die Regierung hält.

(Foto: SZ-Grafik)

Victor und Yvonne Donaldson, 63 und 60, die dort das Postamt leiten, interessieren sich zwar persönlich nicht für Rohstoffe, auf goldene Zeiten hoffen sie trotzdem.

SZ: Hallo Mr. Donaldson, wir rufen an, weil ja jetzt bei Ihnen der Reichtum ausgebrochen sein soll.

Victor Donaldson: Was? Ach, wegen dem Gold, na hoffentlich! Die buddeln hier doch schon seit Jahren, da warten wir erst mal ab, was passiert. Aber ich gebe Ihnen mal meine Frau, sie ist die Chefin, ich helfe hier nur aus. Das Telefon steht ja nicht mehr still heute.

SZ: Mrs. Donaldson?

Yvonne Donaldson: Ja?

SZ: Sie sind im Interviewstress wegen der Goldmine?

Donaldson: Es haben sich ein paar Radiosender gemeldet, es gibt ja hier in Clontibret sonst nicht so viele Leute, die man anrufen kann. Wir haben nur eine Straße, einen kleinen Laden, das Postamt, zwei Schulen und den Mechaniker. Die BBC habe ich aber ausgelassen, da wollte ich lieber Mittagspause machen.

SZ: Man will ja auch mal seine Ruhe haben!

Donaldson: Die haben aber schon vor zehn Jahren gesagt, dass hier Gold liegt. Das stand sogar in der Zeitung. Dann ist nichts draus geworden, warum, weiß ich auch nicht. Wir haben die Leute von der Firma (Conroy Diamonds & Gold, Anm. d. Red.) deshalb kaum noch wahrgenommen, das war schon so normal, dass die hier sind. Gestern Morgen hat Dr. Conroy dann im Radio gesagt, wie riesig die Vorkommen tatsächlich sind, in drei Jahren wollen sie so weit sein, es abzubauen.

SZ: Dr. Conroy? Kennen Sie denn die Manager der Bergbau-Firma?

Donaldson: Naja, sie sind natürlich nicht von hier. Auswärtige! Aber ich habe sie ein paar mal kurz gesehen, auch im Postamt. Ordentliche und nette Leute, soweit ich das beurteilen kann.

SZ: Wo liegt denn nun das Gold?

Donaldson: Nur ein paar hundert Meter vom Postamt entfernt.

SZ: Und Sie haben gar keine Angst, dass die Ihr Haus untergraben? Da sollen doch etwa 30 Tonnen abgebaut werden!

Donaldson: Nein, die sagen, dass sie in die Gegenrichtung graben werden, da sind nur Wiesen betroffen.

SZ: Na, das sagen die doch immer am Anfang.

Donaldson: Die Firma wirkt vertrauenswürdig. Und für unser Dorf wäre der Goldabbau von Vorteil. Eigentlich geht es uns seit 15 Jahren sehr gut hier, viele Firmen haben sich angesiedelt. Aber in letzter Zeit war wieder viel von Rezession die Rede.

SZ: Was genau erhoffen Sie sich denn?

Donaldson: Erst mal wollen die Leute hier wissen, ob das auch alles so stimmt mit dem Gold. Wenn es so ist, schafft das doch sicherlich Arbeitsplätze und ...

Victor Donaldson (aus dem Hintergrund): ...sag' noch, dass wir jetzt auch auf Touristen hoffen...

Yvonne Donaldson: ...und Touristen kommen vielleicht jetzt auch.

SZ: Gold hat ja auf viele eine geradezu magische Anziehungskraft.

Donaldson: Ja? Also für mich persönlich hat das wirklich keine Bedeutung.

SZ: Ihr Dorf sitzt auf einer geschätzten Dreiviertelmilliarde Euro, die der irischen Regierung zustehen. Hätten die Leute hier nicht gern etwas davon ab?

Donaldson: Etwas Geld für Reisen wäre schön, seit die Kinder aus dem Haus sind, geht das gut. Wir waren schon in Kanada und Australien. Nun stehen Dubai, Alaska und Lappland auf meiner Liste.

SZ: Da sind Sie aber rumgekommen.

Donaldson: Ja, oder? Ich liebe neue Orte, nur Sonne hab' ich nicht so gern! Erscheint das Interview auch auf Englisch?

SZ: Nein, nur auf Deutsch. Warum?

Donaldson: Dann kann das also niemand hier in Clontibret lesen?

SZ: Ich denke nicht.

Donaldson: Gut. Könnten Sie trotzdem meinen Nachnamen weglassen?

SZ: Ungern. Was beunruhigt Sie denn?

Donaldson: Ach, gar nichts. Eigentlich haben wir ja auch nur kurz über das Dorf gesprochen.

© SZ vom 04.07.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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