Biologie:Eingebaute Unfallklinik

Wenn ein Schwanzlurch seinen Schwanz verliert - dann wächst ihm ein neuer. Über diese Fähigkeit verfügen Lurche seit 300 Millionen Jahren. Nur manche haben sie verloren.

Von Sebastian Herrmann

Schwanzlurche verfügen über eine sagenhafte Fähigkeit: Verlieren die Tiere ihren Schwanz oder andere Gliedmaßen, dann wachsen ihnen diese Extremitäten einfach nach. Salamander und Molche - so werden Schwanzlurche auch genannt - humpeln auch nach einem schweren Unfall nicht sehr lange dreibeinig durch ihr Lurchleben. Diese Form der körperlichen Regeneration beherrschten verwandte Vorfahren dieser Tiere schon vor ewigen Zeiten, wie Wissenschaftler um Nadia Fröbisch vom Museum für Naturkunde in Berlin in der Fachzeitschrift Nature (online) berichten.

So wuchsen molchartigen Tieren aus der Gattung Apateon verlorene Gliedmaßen wieder nach. Und auch andere Arten aus der Gruppe der sogenannten Branchiosauriden verfügten bereits vor etwa 290 Millionen Jahre über eine derartige eingebaute Unfallklinik. Wie die Wissenschaftler um Fröbisch nun berichten, verloren im langen Lauf der Evolution hin zu den heutigen Schwanzlurchen einige Arten die Fähigkeit, die körperliche Unversehrtheit auf diese Weise wieder herzustellen. So bleibt es heute das Privileg von Feuersalamandern und anderen Schwanzlurchen, sich im Falle eines Unglücks selbst zu reparieren.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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