Biologie:Abgewehrt

Die Haut des Frosches Hydrophylax bahuvistara sondert eine Substanz ab, die vor Viren schützt. Die Entdecker nennen den Stoff "Urumin". (Foto: Sanil George & Jessica Shartouny)

Im Schleim, den die Haut der südindischen Froschart Hydrophylax bahuvistara absondert, steckt ein Wirkstoff gegen Grippeviren.

Eine Froschart aus Südindien produziert im Schleim ihrer Haut eine Substanz, die Grippeviren abtöten kann. Durch die Nase verabreicht, hemmte der Wirkstoff zumindest bei Mäusen die Vermehrung der Viren und senkte die Sterberate nach einer Infektion deutlich, berichtet ein Forscherteam im Fachblatt Immunity.

Ein Peptid im Froschschleim ist für diesen Effekt verantwortlich. Peptide bestehen aus kurzen Ketten von Aminosäuren, aus denen auch Proteine aufgebaut sind. Auch die Haut und die Schleimhäute von Menschen und Tieren wehren Krankheitserreger ab, indem die Hautzellen Peptide freisetzen. Frösche haben allerdings ein umfassendes Arsenal von Abwehrstoffen entwickelt. "Verschiedene Arten produzieren verschiedene Peptide - abhängig vom jeweiligen Lebensraum", sagt Joshy Jacob von der Emory University. Zusammen mit Kollegen des Rajiv Gandhi Center for Biotechnology in Thiruvananthapuram suchte sein Team nach antiviralen Substanzen im Hautschleim des tennisballgroßen Frosches Hydrophylax bahuvistara, der im südindischen Bundesstaat Kerala lebt. Durch Elektrostimulation regten die Forscher die Haut zur verstärkten Produktion von Abwehrstoffen an. Dann sammelten sie den Schleim von der Haut der Tiere und ließen die Frösche wieder frei.

Vier von 32 identifizierten Peptiden waren im Labortest in der Lage, nicht nur die Vermehrung einiger Grippevirustypen zu hemmen, sondern die Erreger dauerhaft zu inaktivieren. Allerdings waren drei von ihnen auch toxisch für rote Blutkörperchen, für eine Behandlung von Menschen kommen sie also nicht in Frage. Da die Frösche nicht von Influenza-Viren infiziert werden, müsse sich dieser Teil ihrer Immunabwehr gegen andere, noch unbekannte Erreger richten, sagt Jacob.

© SZ vom 19.04.2017 / wsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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