Australien schreibt Energiespar-Lampen vor:Leuchtendes Beispiel

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Als einziges Industrieland neben den USA hat Australien das Kyoto-Protokoll nicht unterschrieben. Nun möchte man sich "down under" als Klimaschützer profilieren und als erstes Land von 2010 an den Einsatz herkömmlicher Glühbirnen verbieten.

Helmut Martin-Jung

Die Erleuchtung muss der australischen Regierung bei der Lektüre der jüngsten Umfragen gekommen sein. Demnach schmilzt der Vorsprung des konservativen Premiers John Howard vor Labor-Chef Kevin Rudd nur so dahin. Der Premier hat das Land in den Irakkrieg verstrickt, und nach Ansicht vieler Wähler tut er zu wenig für den Umweltschutz und gegen den Klimawandel.

So lehnte Australien als einziges Industrieland neben den USA das Kyoto-Protokoll zur Reduzierung der Treibhausgase ab. Aber Howard will Ende 2007 zum fünften Mal in Folge wiedergewählt werden. Und so durfte Umweltminister Malcolm Turnbull am Dienstag eine Weltpremiere verkünden: Australien, einer der größten CO2-Sünder der Welt, will als erstes Land von 2010 an den Einsatz herkömmlicher Glühbirnen verbieten.

Wenn in Australien nur noch Energiespar-Lampen verwendet würden, ließen sich bis 2012 vier Millionen Tonnen des Treibhausgases einsparen, sagt Turnbull - vier von gut 3000 Millionen Tonnen, die Australien bis dahin in die Luft gepustet haben wird. Auch wenn der Beitrag zum Klimaschutz also nur klein ist, es lohnt sich, auf die kompakten Leuchtstoffröhren umzusteigen.

"Energiespar-Lampen benötigen etwa 80 Prozent weniger Strom als normale Glühlampen", sagt Dietlinde Quack vom Öko-Institut Freiburg. Während Glühlampen 95 Prozent des verbrauchten Stroms als Wärme abgeben und nach etwa 1000 Betriebsstunden durchbrennen, setzen die Sparlampen etwa fünf Mal mehr Energie in Licht um und halten bis zu 15.000 Stunden.

Hohes Sparpotenzial

Und das spart Geld. Wird beispielsweise statt mehrerer 60-Watt-Glühbirnen eine Energiespar-Lampe gleicher Helligkeit verwendet, bringt das über ihre Lebensdauer gerechnet etwa 150 Euro ein.

Ungeachtet dieser überzeugenden Rechnung werden in Deutschland Energiespar-Lampen nur in etwa 25 Prozent der Haushalte eingesetzt. Die ersten Modelle waren wegen ihres Aussehens, ihrer Größe und vor allem wegen des "kalten" Lichts unbeliebt.

Heute gibt es sie jedoch in zahlreichen Formvariationen, Lichtstärken und auch in verschiedenen sogenannten Farbtemperaturen von extra-warmweiß fürs gemütliche Heim bis neutralweiß fürs Büro. Weil die Lampen so viel weniger Wärme produzieren, kann man sie auch in Lampenfassungen schrauben, die für erheblich lichtschwächere Glühlampen vorgesehen sind.

Zwei Minuten bis zur vollen Helligkeit

Wo Licht ist, ist aber auch Schatten: Sparlampen, gerade die hochwertigen, die zwischen 7,50 und zwölf Euro kosten, brauchen bis zu zwei Sekunden, bis sie aufleuchten, und dann noch einmal bis zu zwei Minuten, bis sie ihre volle Helligkeit erreichen.Bei den meisten der kompakten Leuchtstoffröhren kann man zudem die Helligkeit nicht per Dimmer stufenlos regeln.

Immerhin: Das Gerücht, Energiespar-Lampen würden durch häufiges Ein- und Ausschalten schneller kaputtgehen, hat sich nicht bewahrheitet. Bei den Markenprodukten versprechen die Hersteller inzwischen mehr als 500.000 Schaltzyklen. Wahr aber ist: Die Sparlampen gehören nicht in den Hausmüll, da sie Quecksilber enthalten.

Diese Probleme könnten bald Vergangenheit sein, denn eine andere Technik macht große Fortschritte: Leuchtdioden (LED). Sie sind sehr langlebig, aber noch nicht so effektiv wie kompakte Leuchtstoffröhren. Man findet sie in Handys und Taschenlampen oder in Auto-Bremsleuchten. Doch ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis LEDs auch in der Lage sein werden, Glüh- und Leuchtstofflampen zu ersetzen.

© SZ vom 20.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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