Armtransplantation:"Ich gebe sie nicht mehr her"

Lesezeit: 2 min

Zwei Monate nach der weltweit ersten Transplantation zweier vollständiger Arme hat sich Patient Karl Merk in München der Öffentlichkeit gestellt.

Anna Fischhaber

Gips und Schienen verhüllen seine Arme fast vollständig. Nur an einer Stelle am Oberarm sieht man, dass hier zwei Teile zusammengefügt wurden, die nicht zusammengehören. Knapp zwei Monate nach der weltweit ersten Transplantation zweier kompletter Arme hat sich der Patient in München erstmals der Öffentlichkeit gestellt. "Ich war überwältigt als ich gesehen habe, dass ich wieder Arme habe", sagte Karl Merk vor zahlreichen Journalisten und Kameraleuten.

Karl Merk stellt seine neuen Arme knapp zwei Monate nach der Transplantation der Öffentlichkeit vor. (Foto: Foto: AP)

Bislang müssen die Arme noch durch Gurte gestützt werden. Aber ein Kribbeln kann der Memminger Milchbauer, der nun eine lebende Sensation ist, in den Fremdkörpern schon spüren.

Bei einem Unfall mit einem Maishäcksler vor sechs Jahren hatte der heute 54-Jährige beide Arme verloren. Über eine Talkshow wurde er auf die Forschungsarbeiten im Klinikum rechts der Isar aufmerksam. Im Juli bekam er dann in einer 15-stündigen Operation die Gliedmaßen eines Toten transplantiert.

Inzwischen hat Merk, der bei seinem ersten öffentlichen Auftritt erstaunlich fit wirkte, bereits eine Beziehung zu den neuen Armen entwickelt: "Ich stehe voll hinter ihnen: Das sind meine Arme und gebe sie nicht mehr her", sagte der Landwirt. Er könne schon Türen öffnen und den Lichtschalter betätigen. Jetzt wolle er vor allem bald nach Hause.

Begleitet wurde Merk von zahlreichen Ärzten des Klinikums, die den Auftritt im Blitzgewitter sichtlich genossen. Die Mediziner zeigten sich mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. Schließlich wurden weltweit erst wenige Hände und Unterarme übertragen. Diesmal aber wurden auch das Ellbogengelenk sowie der Oberarm transplantiert.

Schwierig sei vor allem gewesen, dass sehr viel Haut übertragen wurde, die eine Abwehrreaktion des Empfängers auslösen kann. Der Heilungsprozess habe jedoch die "kühnsten Erwartungen fast erfüllt", sagte Christoph Hönke, Leiter des Transplantationsteams. In einem zweiten Schritt gehe es nun um die Beweglichkeit der Arme.

Jeden Tag absolviert Merk ein Programm aus Krankengymnastik, Elektrotherapie und neurokognitiver Behandlung. "Der Patient muss lernen, dass er wieder Arme hat", so Hönke. Bis er sich wieder an die Gliedmaßen gewöhnt habe, könne es bis zu zwei Jahren dauern. Erst dann könne man sagen, ob die Operation erfolgreich verlaufen sei. "Verhalten optimistisch" stimmt die Ärzte, dass es erste Anzeichen dafür gibt, dass die Nervenregeneration begonnen hat.

Bislang sei es weder zu einer Ablösungsreaktion der Arme gekommen, noch zu einer Reaktion aus dem fremden Knochenmark gegen Merks Körper, sagte Manfred Stangl, Oberarzt der Chirurgischen Klinik. "Das Risiko wird nie null sein. Aber es wird mit jedem Tag nach der Operation geringer."

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: