Architektur:Hoch hinaus

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Dank Gesetzesnovellierungen und Ingenieurskunst erlebt der Baustoff Holz eine Renaissance beim Hausbau. Die ersten vielgeschossigen Häuser stehen bereits.

Vermutlich spätestens in der Altsteinzeit, vielleicht schon früher, kam der Mensch auf die Idee, sich Hütten aus Holz zu bauen. Es war eine so gute Idee, dass er sie in vielen Gegenden der Welt Tausende Jahre beibehielt, zum Teil bis heute. Schließlich wächst dieser Baustoff fast von alleine nach, braucht in vielen Klimazonen meist nicht mehr als Erde, Licht, Luft und Wasser. Er lässt sich vergleichsweise leicht verarbeiten, fühlt sich angenehm an. Eigentlich erst mit der industriellen Revolution, in Deutschland so ab 1830, verdrängten neue Baumaterialien das Holz: Ziegel, Eisen, Stahl, Beton, schließlich auch Aluminium und Kunststoffe.

Nur mit diesen modernen Materialien, so glaubte man, könne man den Anforderungen der neuen Zeit genügen, etwa große Fabrikhallen, Bahnhöfe, vielgeschossige Häuser bauen. Holz spielte zumindest in den Städten nur noch eine versteckte Rolle. So ruhen die Geschosse der Gründerzeitbauten immer noch auf Holzbalkendecken, tragende Wände sind aus Fachwerk und Dachstühle aus Holz gefertigt.

Doch erst seit wenigen Jahren wird Holz auch wieder als primäres Baumaterial in den Städten populär. Zum einen aus Umweltgründen. So haben Forscher des Instituts für Umweltwissenschaften der ETH Zürich die ökologischen Auswirkungen von Holz untersucht: vom Fällen der Bäume über die Herstellung von Produkten bis zum Recyceln oder Verbrennen. Demnach ist die Ökobilanz von Holz positiv. Gemäß der im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms "Ressource Holz" verfassten Studie benötigt die Herstellung von Holzprodukten im Vergleich zu anderen Materialien relativ wenig Energie. Ein Nachteil der Holznutzung sei nur der Feinstaub, der bei der Verbrennung von Holz freigesetzt werde und der möglichst zu mindern sei. Trotzdem sollte Holz vermehrt als Baumaterial verwendet werden, auch um dessen Potenzial für den Klimaschutz weiter auszuschöpfen.

Zugleich gab es auf technischer und juristischer Ebene Fortentwicklungen. "Jüngste Gesetzesnovellierungen, neue Richtlinien sowie Erkenntnisse aus Musterprojekten und Forschungsarbeiten haben eine verbesserte Ausgangslage für den mehrgeschossigen Holzbau geschaffen", schreiben die Architekten Peter Cheret und Arnim Seidel in einem Überblicksartikel zum Thema Holzbau. In Deutschland sind mittlerweile Holzhäuser bis zur Gebäudeklasse 4, also einer Höhe von 13 Metern, erlaubt. In London steht sogar ein neungeschossiges, knapp 30 Meter hohes hölzernes Stadthaus, das auf einem Sockelgeschoss aus Stahlbeton sitzt.

© SZ vom 03.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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