Archäologie:Neues von der Königin von Saba

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Hamburger Wissenschaftler haben in Äthiopien einen Palast aus dem zehnten vorchristlichen Jahrhundert entdeckt, den sie der Königin von Saba zuschreiben. Wurde hier früher die jüdische Bundeslade aufbewahrt?

Harald Eggebrecht

Sie ist eine der immer faszinierenden Gestalten des Alten Testaments, die sagenhafte Königin von Saba, die sich mit gewaltigen Reichtümern aufmachte nach Jerusalem, um König Salomo zu besuchen, von dessen Weisheit sie dann tief beeindruckt war. Nach der äthiopischen Überlieferung etwa des nachchristlichen Kebra-Nagast-Epos gehört sie als schöne Königin Makeda zum Gründungsmythos der äthiopisch-orthodoxen Kirche. Haile Selassie, der letzte Kaiser Äthiopiens, sah sich als 225. Nachfahren der legendären Königin und ihres Sohnes Menelik.

Unter den Mauern eines christlichen Königspalastes in Axam stießen die Forscher auf Gebäudereste aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. (Foto: Foto: Ziegert)

Salomo soll die schöne Makeda bei ihrem Besuch in Jerusalem verführt haben. Nach Äthiopien zurückgekehrt, brachte sie den gemeinsamen Sohn Melenik zur Welt. Der wiederum besuchte den Vater Salomo in Jerusalem und entführte dann die Bundeslade, also jenes heilige Behältnis, in dem die Tafeln mit den zehn Geboten aufbewahrt wurden, aus dem väterlichen Tempel nach Äthiopien.

Dort ist man bis heute überzeugt, die Bundeslade zu besitzen. Ob es die Königin und ihren Sohn wirklich gegeben hat, sei dahingestellt. Jedenfalls suchen Forscher im Jemen nach dem dort vermuteten Königreich von Saba genauso, wie Hamburger Archäologen um Professor Helmut Ziegert im äthiopischen Axum nach realen Spuren des Sabareiches graben.

Professor Ziegert und sein Team haben nun in Axum unter dem Bau eines späteren christlichen Königs eine Palastanlage entdeckt, die aufgrund der Sedimentation ins 10. vorchristliche Jahrhundert datiert werden kann, also in die Zeit der Königin.

Dieser frühe Palast, möglicherweise der der Königin, wurde bereits kurz nach der Erbauung wieder abgetragen, und, ausgerichtet auf den Stern Sirius, neu erbaut. Die Forscher halten nun Menelik für den Neuerbauer, denn es wurde auch ein Altar errichtet, neben dem zwei Basaltsäulen standen. Rund um diesen Altar wurden insgesamt sechzehn Opferstätten aus verschiednenen Zeiten gefunden, die letzte stammt von 325 n. Chr. Möglicherweise stand auf diesem besonderen Altar die Bundeslade.

Dass sich dieses Heiligtum tatsächlich in Äthiopen und nicht in den Katakomben des Vatikan befindet, davon ist Professor Ziegert überzeugt. So fehle auf dem Triumphbogen des römischen Jerusalemeroberers Titus unter den dort abgebildeten geraubten Tempelschätzen die Bundeslade. Die sei schon 450 v. Chr, nicht mehr im neuerrichteten nachsalomonischen Tempel in Jerusalem gewesen.

Ziegert hat einschlägige mündliche Überlieferungen in einigen Ländern Afrikas verglichen und eine Methode entwickelt, um deren Wahrheitsgehalt verifizieren zu können.

Dabei geht er in vier Schritten vor: 1. Was ist real passiert? 2. Was ist übrig geblieben? 3. Was davon ist erhaltungsfähig? 4. werden die Befunde nun archäologisch überprüft.

In Axum gibt es ein orthodoxes Kloster, in dessen Archiv Niederschriften uralter oraler Überlieferungen aufbewahrt werden, die so Professor Ziegert, zeitlich viel weiter zurückreichen als das Kebra-Nagast-Epos. Auch sie scheinen dem Hamburger Professor seine Fundinterpretation zu bestätigen. Dass derweilen auch im Jemen fieberhaft weitergegraben wird mit durchaus bemerkenswerten Erfolgen, lässt sich denken.

Aber noch ist ihnen keine so genaue Datierung ins 10. Jahrhundert, in dem Salomo und eben die Königin gelebt haben sollen, gelungen wie nun den Hamburger Archäologen mit ihren Ausgrabungen im äthiopischen Axum.

© SZ vom 09.05.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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