Die Toten liegen einander zugewandt. Die Mutter ruht in Embryonalhaltung auf ihrer linken Seite, das Gesicht eines der beiden Söhne blickt in ihre Richtung.
Der zweite Sohn ist den sterblichen Überresten des Familienvaters zugewandt, der auf der rechten Seite seines Körpers liegt.
Die Beine der vierköpfigen Familie berühren einander in der Mitte des Grabes. Die vier Skelette stammen aus einem Gräberfeld in Eulau, Sachsen-Anhalt. 13 Menschen liegen dort seit etwa 4600 Jahren begraben.
Beweis für eine enge familiäre Bindung
Wissenschaftler um Wolfgang Haak von der australischen Universität Adelaide haben nun durch Erbgutanalysen der Überreste der vier Menschen aus der Jungsteinzeit festgestellt, dass es sich um eine der ältesten bisher bekannten Kernfamilien handelt ( PNAS, online). Als Kernfamilie werden Vater, Mutter und Kinder bezeichnet.
Bislang galten frühgeschichtliche Gesellschaften als Gruppen, die möglicherweise ohne Kernfamilien organisiert waren. Die Menschen könnten als eine Art Großfamilie miteinander gelebt haben, nahm man an. Wann sich die Kernfamilie als soziale Einheit etablierte, ist ungewiss.
Opfer eines Überfalls
Doch nun habe man "den bisher ältesten molekularen Beweis" für eine enge familiäre Bindung zwischen Vater, Mutter und Kindern erbracht, sagt Haak. "Ihre Verbundenheit im Tode legt nahe, dass ihre Bindung auch zu Lebzeiten eng war."
Doch beweise die Analyse nicht, dass Kernfamilien schon vor Urzeiten wichtigster Baustein menschlicher Gesellschaften waren. Die Menschen in den Gräbern starben wahrscheinlich bei einem Überfall. Die Skelette zeigen Spuren von Gewalt. "Für ist das ein Glücksfall", sagt der Anthropologe Kurt Alt von der Universität Mainz, der an der Studie beteiligt war. "Nur deshalb ist die Familie zusammen begraben worden."