Alarmierender UN-Bericht:Millionen Tote durch verschmutzte Umwelt

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Ein Bericht der Umweltbehörde der Vereinten Nationen Unep zeichnet ein alarmierendes Bild der Erde: Bereits heute sterben jedes Jahr Millionen Menschen an den Folgen verschmutzter Luft oder weil sie dreckiges Wasser trinken. Die meisten Opfer sind Kinder unter fünf Jahren.

Patrick Illinger

In dem am Donnerstagabend weltweit vorgestellten Unep-Bericht warnen 390 Wissenschaftler vor den drastischen Folgen der zunehmenden Umweltverschmutzung und des hemmungslosen Verbrauchs natürlicher Ressourcen.

In weniger als 20 Jahren werde das Frischwasser in weiten Teilen der Erde knapp, prognostizieren die Experten und rechnen mit 1,8 Milliarden betroffenen Menschen. Bereits heute sterben jährlich drei Millionen Menschen an den Folgen von verschmutztem Wasser. Die meisten von ihnen sind jünger als fünf Jahre alt.

Noch vor 20 Jahren gab es im Nahen und Mittleren Osten pro Person 1700 Kubikmeter Trinkwasser im Jahr. Heute steht dort nur noch gut die Hälfte zur Verfügung und bis 2050 dürfte sich dieser Wert abermals halbieren.

60 Prozent aller Ökosysteme der Welt sind bereits geschädigt oder überstrapaziert, sagt der von mehr als 1000 unabhängigen Experten begutachtete Unep-Bericht.

Galten im Jahr 1987 noch 15 Prozent der globalen Fischbestände als kollabiert, sind es heute bereits 30 Prozent. In Asien kostet die schlechte Luft jedes Jahr schätzungsweise 500.000 Menschenleben. Weltweit gibt es etwa zwei Millionen Smog-Opfer. In den Mündungsgebieten der großen Flüsse Amerikas wird so viel Stickstoff aus Düngemitteln angeschwemmt, dass sich in den angrenzenden Meeresregionen tote Zonen bilden.

Ein Viertel Lateinamerikas hat sich von einem Waldgebiet in karge Wüste verwandelt. Die Nutzung der natürlichen Ressourcen kommt dabei keineswegs immer der örtlichen Bevölkerung zugute. Russische und asiatische Fangflotten befischen das Meer vor Westafrika. Von dem erzielten Umsatz erhalten die Anrainerstaaten nur 7,5 Prozent.

Beispiele für gelungenen Umweltschutz

Bei der Vorstellung des Berichtes am Donnerstagabend in New York wies der Unep-Vorsitzende Achim Steiner laut Redemanuskript, das der SZ vorliegt, darauf hin, dass jeder Erdbewohner im Schnitt so viele Ressourcen verbraucht, wie 22 Hektar Erdboden liefern können. Der Planet könne angesichts der Gesamtbevölkerung jedoch nur 15 bis 16 Hektar pro Einwohner aufbringen.

Steiner nannte auch Beispiele für gelungenen Umweltschutz. So sei es gelungen, die Fischbestände vor den Fidschi-Inseln zu retten und die Abholzung von Wald in Paraguay massiv einzudämmen. Südostasien hat 15 Prozent seiner Landfläche als Naturreservate ausgewiesen, und die Luft über Europa ist in den vergangenen Jahren besser geworden. Oft jedoch seien diese Maßnahmen auf Landesgrenzen beschränkt oder auf eine Ressource gerichtet, beklagte Steiner.

Bei der Vorstellung des Berichts in Berlin forderte der Parlamentarische Staatssekretär im Umweltministerium, Michael Müller (SPD), effektive internationale Institutionen zu schaffen, "die in der Lage sind, diese großen Probleme zielstrebig und umfassend anzugehen". In diesem Zusammenhang solle die Bedeutung und der Einfluss der UN-Umweltorganisation Unep gesteigert werden, sagte Müller.

Die Behörde solle in den Vereinten Nationen eine führende Rolle einnehmen, forderte er. Unep-Chef Achim Steiner wies auch auf ungewöhnliche Lösungsansätze hin. So würden beispielsweise in den USA 36 Milliarden Dollar jährlich für Haustiere ausgegeben. Ein Bruchteil dieses Geldes könnte die Umwelt mancherorts vom Zivilisationsdruck befreien.

© SZ vom 26.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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