Zwischen den Zahlen:Schöner Schein

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Rollstuhlunfälle beeinflussen den Preis für Kartoffelchips, Alkoholkonsum und Körperumfang die Karriere. Und das alles hat mit der Mordrate zu tun. Ganz sicher. Sagen zumindest die Statistiker. Und die werden schon recht haben.

Von Vivien Timmler

Es wäre nicht verwunderlich, wenn die vergangenen Tage für die Getränkehändler dieser Welt die umsatzstärksten ihres Lebens gewesen wären. Vor ein paar Tagen veröffentlichten ein paar dänische Forscher die bahnbrechenden Ergebnisse einer Studie: Wer Alkohol trinkt, bricht seltener sein Studium ab. Bier, Wein, Schnaps - ganz egal. Hauptsache Promille. Tausende Eltern dürften daraufhin die Spirituosenabteilungen gestürmt und die Alkohol-Regeln ihrer Sprösslinge gelockert haben. Damit der Bub endlich mal durchzieht, was er angefangen hat.

Sowieso kann der Nachwuchs eigentlich gar nicht früh genug mit dem Trinken anfangen, wenn er es später mal zu etwas bringen will. Drei Ökonomen der Universität Düsseldorf zufolge steigert Alkoholkonsum den beruflichen Erfolg, genau wie eine etwas üppigere Körperfülle, zumindest wenn man Forschern des Instituts zur Zukunft der Arbeit Glauben schenken mag.

Mehr essen, mehr Alkohol trinken - schon wird's was mit der Karriere? Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Was gegessen wird, will sorgsam ausgewählt sein. Zumindest, wenn man aus jeder dahergelaufenen Korrelation auf einen Kausalzusammenhang schließt: Bloß nicht zu viel Käse essen, sonst steigt die Gefahr, im eigenen Bett zu sterben, weil man sich in den Laken verheddert. Und lieber auch nicht zu viel Fleisch, und danach erst recht nicht unter Bäumen verkriechen, schließlich erhöht der Konsum die Zahl der Todesfälle durch Gewitter. Es sei denn, es handelt sich dabei um Hühnchenfleisch, denn das ist vollkommen harmlos, es erhöht lediglich die Rohölimporte der USA. Stattdessen sollte der lebensbejahende Verbraucher darauf achten, von Mai bis Juli nicht zu viel Eis zu essen, denn davon steigt die Mordrate, und man weiß ja nie, wen es als nächstes trifft.

Konsequenterweise müssten wir dann jedoch alle sofort wieder auf den Internet Explorer umsteigen, denn seitdem dieser an Verbreitung verliert, ist die Mordrate in den USA signifikant gesunken. Gestiegen ist im gleichen Zeitraum jedoch die Anzahl der Menschen, die bei einen Sturz aus dem Rollstuhl ums Leben gekommen sind. Und noch größer ist die Korrelation zwischen dieser Entwicklung und dem Anstieg des Preises für Kartoffelchips. Aber die machen sowieso dick, und wer erfolgreich sein will, der kann sich ja auch mit Alkohol begnügen. Aber nicht übertreiben, denn die Forscher attestieren eine steile Karriere nur bei moderatem Genuss, nicht bei einer Alkoholvergiftung. Und wer die nicht kommen sieht, der beobachte einfach aufmerksam den Uran-Preis.

© SZ vom 12.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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