Zwischen den Zahlen:Ein Wort mit L

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Es war eine schwere Woche für den Laptop, dem vor gar nicht langer Zeit noch die Zukunft gehörte: Die Geräte werden womöglich aus dem Flugzeug und von der Trainerbank verbannt. Was soll nun für die Zukunft stehen?

Von Harald Freiberger

Es war eine schwere Woche für den Laptop, dem vor gar nicht langer Zeit noch die Zukunft gehörte. Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber prägte um die Jahrtausendwende den Begriff von "Laptop und Lederhose". Das war als Werbespruch für Bayern gemeint, das in Stoibers Augen Tradition und Moderne, Vergangenheit und Zukunft miteinander zu verbinden weiß. Der Laptop übernahm dabei den Part der Zukunft. Doch die Zukunft ist, frei nach Karl Valentin, auch nicht mehr das, was sie mal war.

Die erste schlechte Nachricht für den Laptop kam von den Sicherheitsbehörden. Sie überlegen, die Geräte bei Flügen von Europa nach Amerika aus dem Passagierraum zu verbannen, weil Terroristen damit Bomben zünden könnten. Der Laptop darf dann nicht mehr auf dem namensgebenden Schoß (englisch "lap") seines Besitzers mitfliegen, sondern nur noch im Frachtraum, zusammen mit den großen Koffern.

Die zweite schlechte Nachricht für den Laptop bestand aus dem Satz "Das ist so, ja". Gesagt hat ihn Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer des Fußballvereins Borussia Dortmund, auf die Frage, ob es einen "klaren Dissens" zu seinem Trainer Thomas Tuchel gebe. Tuchel gilt als Vertreter der "Laptop-Trainer", eine nicht immer freundlich gemeinte Zuschreibung. Sie steht für eine Generation von Fußballtrainern, die vernunftgesteuert, analytisch und datenbasiert an den Job herangeht. Bisher dachte man, dass ihr im Fußball die Zukunft gehört, doch inzwischen glauben viele, dass Tuchels Tage in Dortmund gezählt sind.

Ohnehin hat man schon seit einiger Zeit den Eindruck, dass die große Zeit des Laptops vorbei ist. Immer häufiger ersetzen ihn Nutzer durch das praktischere Smartphone. Auch nicht jeder Fluggast wird unglücklich sein über die Laptop-Verbannung aus dem Passagierraum - jene zum Beispiel, die neben einem vernunftgesteuerten, analytischen, datenbasierten Laptop-Nutzer sitzen.

Es könnte gut sein, dass dem Laptop eine ähnliche Zukunft beschieden ist wie der Olivetti-Schreibmaschine. In 20 Jahren werden dann junge Menschen milde lächeln, wenn heute junge Menschen vom Laptop erzählen.

Well, die Zukunft ist für mich schon ein Ding der Vergangenheit, heißt es beim dem nie um einen Sinnspruch verlegenen Literaturnobelpreissänger Bob Dylan. Die zentrale Frage aber ist: Wenn es der Laptop nicht mehr tut, was soll dann künftig für die Zukunft stehen? Gesucht wird ein Wort mit L, weil Lederhose kann man ja lassen.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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