Zwischen den Zahlen:Bitte lächeln

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Probleme, ernste Krise? Erfolgreiche Manager, Politiker oder Fußballer haben dagegen ein sehr gutes Rezept: Sie machen ein freundliches Gesicht, schauen in die Runde und sagen: nichts. Weglächeln nennt man das.

Von Caspar Busse

Das Lächeln ist so etwas wie die kleine Schwester des Lachens. Es entsteht durch das Anspannen der Gesichtsmuskulatur, die Mundwinkel werden leicht nach oben gezogen. Damit kann man Freundlichkeit, Dankbarkeit, Sympathie ausdrücken. Oft dient es der ersten Kontaktaufnahme, man lächelt einem Fremden oder einem Kollegen zu und ergreift dann das Wort. Moderne Kameras oder Smartphones lösen übrigens erst aus, wenn die abzulichtende Person lächelt.

Ein Lächeln kann aber auch verwirren: Die weltberühmte Mona Lisa von Leonardo da Vinci hat schon viele Betrachter in die Verzweiflung getrieben, ist doch ihr Gesichtsausdruck sehr geheimnisvoll, nur der hochgezogene linke Mundwinkel deutet eine Gefühlsregung an. Beim nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un liegt die Sache anders. Als seine Armee am vergangenen Wochenende Militäreinsätze gegen Südkorea übte, habe der Machthaber dies "mit einem breiten Lächeln" verfolgt, berichteten die Staatsmedien.

Christine Lagarde hat mit Mona Lisa und Nordkoreas Kim natürlich nichts zu tun. Die mächtige Französin aus Washington, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), musste diese Woche in Paris vor Gericht erscheinen. Es geht um die sogenannte Tapie-Affäre, um die angebliche Veruntreuung von viel Geld, und Lagarde, damals französische Wirtschafts- und Finanzministerin, droht eine empfindliche Strafe - alles sehr unangenehm. Und was macht sie? Sie lächelt die Probleme einfach weg. Weglächeln, das ist die neue Form des Problemmanagements. Konzernführer, Politiker, Sportler - wenn Schwierigkeiten auftauchen, setzen sie ein freundliches Gesicht auf, schauen frech in die Runde und sagen: nichts. Manche lächeln übrigens auch dann noch, wenn sie schon weg sind. Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi sagte nach seiner Niederlage: "Ich werde meinen Nachfolger mit einem Lächeln begrüßen."

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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