Zwischen den Zahlen:Abgetaucht

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Ein Roboter ertrinkt - nun rätseln die Experten, wie das passieren konnte.

Von Katharina Kutsche

Kürzlich in Washington. Der Sicherheitsroboter K5 tritt seinen Dienst im Bürokomplex Washington Harbor an, sein Arbeitgeber, das Unternehmen MRP Realty, verkündet, mit ihm sei ein neuer Sheriff in der Stadt. Knapp eine Woche später ist es mit dem Sheriff aus und vorbei: Auf seiner Patrouille durch die marmornen Gänge des Bürohauses übersieht K5 ein paar Stufen und stolpert hinab in ein Wasserbecken. Dessen Inhalt verträgt sich nicht mit dem Innenleben des Robo-Cops, K5 erleidet einen Kurzschluss und fällt vorerst aus. Natürlich sind da die Spötter nicht weit. In den ach so sozialen Netzwerken teilen Büro-Kameraden Fotos von K5, wie er traurig und mit dem Gesicht nach unten im Wasser dümpelt. Auf Twitter vermutet ein Mitarbeiter gar einen Suizid des Roboters - sicher, wer solche Kollegen hat, braucht keine Feinde.

Gründe für Frust am Arbeitsplatz dürfte es bei K5, einer Entwicklung der Firma Knightscope aus dem kalifornischen Mountain View, allerdings schon gegeben haben. Im vergangenen Jahr schob er Dienst in einem Einkaufszentrum und fuhr dabei einem Kleinkind über den Fuß. Die Folge: Suspendierung. Vor drei Monaten sicherte der Robo-Cop den Parkplatz einer Mall im Silicon Valley, als er von einem Betrunkenen angegriffen und ordentlich vertrimmt wurde. Laut Polizeibericht erlitt der 1,50 Meter große und 136 Kilogramm schwere Roboter nur leichte Verletzungen. Und nun die Versetzung nach Washington, wo der eigentliche neue Sheriff in der Pennsylvania Avenue wirkt und hübsche Deko-Wasserbecken in Bürohäusern auch nicht darüber hinwegtäuschen können, dass die Arbeitstage für einen dauerhaft selbstladenden Roboter lang und eintönig sind.

Was also war wirklich der Grund für K5s Bad? Vielleicht erschien dem Roboter der Meeresgott Poseidon auf dem Monitor, bewaffnet mit einem Dreizack, da kann man als Experte für Sicherheit schon mal unruhig werden und die Verfolgung aufnehmen. Oder K5 wollte seinen Server kühlen, immerhin sagen Meteorologen etwa für diesen Samstag schwüle 37 Grad Celsius im District of Columbia voraus. Oder, ja, oder der Robo-Cop war tatsächlich überfordert, mit seiner Aufgabe, mit seinen Kollegen oder dem ungewohnten Leben an der Ostküste. Wer überfordert ist, wird schnell unaufmerksam. Nicht umsonst steht SRS für die häufigste Ursache bei Arbeitsunfällen: stolpern, rutschen, stürzen. Und die Moral von der Geschicht'? Überschätze den Roboter nicht.

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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