Zurück zu altem Glanz:Wienerwald soll wieder leben

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Mit Gottes Beistand hat Günther Steinberg den Zusammenbruch der Hähnchenbraterei verwunden - nun will er sie neu aufbauen.

Astrid Becker

Für Günther Steinberg ist es schlicht eine Frage der Ehre: "Mein größtes Vorbild", nennt er seinen Schwiegervater, den Münchner Gastronomen Friedrich Jahn.

Der hatte 1955 im Stadtteil Schwabing sein erstes Restaurant eröffnet und daraus die lange florierende Restaurantkette Wienerwald aufgebaut. Steinberg, 68, sammelt dieser Tage mit Familienmitgliedern deren Trümmer ein - und will dem Namen Wienerwald seinen alten Glanz zurückgeben.

Deshalb kaufen seine Frau Margot und ihre Schwester Evelyn Peitzner die Markenrechte zurück; deshalb haben Steinbergs Schwiegersohn Michael Schrank und Neffe Daniel Peitzner eine Betreibergesellschaft gegründet, die das Wienerwald-Konzept modernisieren soll. Steinberg selbst, 68 Jahre alt und als Wiesn-Wirt und Hofbräukeller-Betreiber ausgelastet, steht im Hintergrund.

Vorbild Burger King

Er ist der Mann, der mit dem legendären Gründer Jahn zusammenarbeitete wie kein Zweiter: "Ich stand nach meiner Hochzeit 1970 vor der Wahl: das Fotogeschäft meines Vaters übernehmen oder die Gastronomie von der Pike auf bei meinem Schwiegervater lernen", sagt er.

Er arbeitet sich in Jahns fünf New Yorker Betrieben ins Gastgewerbe ein und betreut fortan von Deutschland aus das Auslandsgeschäft, das zuvor seine Frau geführt hatte. Ihre Schwester Evelyn organisiert weiter die drei Diskotheken in der Schweiz und in München.

1975 bringt ein Vorstoß der Imbisskette Burger King Steinberg auf eine Idee: Die Amerikaner wollen Jahn und Steinberg als Lizenznehmer für Deutschland gewinnen. Jahn lehnt ab, doch Steinberg ist vom Franchise-Konzept inspiriert. "Nachdem sich zu dieser Zeit in Deutschland noch niemand etwas darunter vorstellen konnte, habe ich meinem Schwiegervater vorgeschlagen, Franchise erst einmal für ihn zu testen", sagt er. Steinberg gründet die Firma Baygast als ersten Franchisenehmer. Das System funktioniert so gut, dass es schon 1978 weltweit 550 Wienerwald-Linzenznehmer gibt.

Vom Erfolg verwöhnt, expandiert Jahn weiter, gründet die Hotelkette Tourotel und Jahn-Reisen, kauft in Amerika die "Ihop"-Restaurants und "Lums". Doch 1982 kündigen die insgesamt 36 Banken, bei denen Jahn sich grundsätzlich nur mit kurzfristigen Krediten Geld auch für langfristige Anlagen besorgt hat. Jahns Imperium samt der Marke Wienerwald ist verloren, Steinberg kann sein Hofbräuzelt auf dem Oktoberfest und einige Restaurants für sich retten.

"Ich kann mit der katholischen Kirche zwar nicht so viel anfangen, aber ich glaube fest an Gott", sagt Steinberg heute, "und das hat uns geholfen, Krisen wie diese zu überwinden". Noch immer liest er jeden Tag mit seiner Frau ein Bibelzitat beim Frühstück und betet anschließend. "Ich nehme die Bibel als die Wahrheit", sagt er.

Spätestens seit Steinberg 1990 den Münchner Hofbräukeller übernommen hat, ist er wieder im Geschäft. Dort beruft er sich auch auf die Philosophie seines Schwiegervaters: Essen gehen soll erschwinglich bleiben, lautete sie schon in den Anfangstagen, als der gelernte Kellner sein erstes Restaurant in Schwabing eröffnete.

© SZ vom 25.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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