Zum Tod von Richard Gruner:Der Letzte aus dem alten Clan

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Von Vaduz aus betätigte sich Gruner als internationaler Investor, der es nach einigen Jahren zum DM-Milliardär brachte. Das eidgenössische Magazin Bilanz listete ihn unter den 300 Reichsten, die in der Schweiz und in Liechtenstein leben. Zeitweise war er größter Einzelaktionär von America Airlines, auch bei Continental Airlines mischte er mit. Die Flugbranche hatte es ihm angetan, schließlich war er begeisterter Hobby-Pilot mit einer eigenen Mystere 10.

Zum Tod von Richard Gruner: Einer der seltenen öffentlichen Auftritte: Richard Gruner, Ehefrau Flora, Heike Jahr und John Jahr junior (v.l.n.r.), der im Jahr 2006 verstorben ist.

Einer der seltenen öffentlichen Auftritte: Richard Gruner, Ehefrau Flora, Heike Jahr und John Jahr junior (v.l.n.r.), der im Jahr 2006 verstorben ist.

(Foto: Foto: G+J / Verleihung HNP 2006)

Grenzen kannte sein Kapital nicht, und so kaufte er sich unter der Anteilnahme der Boulevardpresse in der Fifth Avenue in New York ein schickes Appartement, das einst Aristoteles Onassis gehört hatte. Die USA hätten immer bewiesen, so Gruner 1978, "wie die Dinge ins Lot zu bringen sind".

Manhattan, das war weit weg von Itzehoe, wo er einst eine Druckerei besaß, die er von seinem Vater geerbt hatte. Richard Gruner senior war bei einem Unfall ums Leben gekommen. 1946, mit 21 Jahren, hatte sich der Filius in der kargen Nachkriegszeit in die Geschäfte einfinden müssen.

Mit seiner Frau Flora Freiin von Langen genoss er jahrzehntelang die Freiheit des gehobenen Geldanlegers. Gelegentlich packte ihn noch verlegerischer Ehrgeiz, und so überlegte er 1971 allen Ernstes, zusammen mit seinem Freund Claus Jacobi einen rechtsliberalen Anti-Spiegel zu machen. Jacobi schien als auflagenerfolgreicher Ex-Spiegel-Chefredakteur prädestiniert. Aus dem Modell wurde nichts. Dafür aber verlegte Gruner zeitweilig in Zürich das Sonntags-Journal.

An die alte Wirkungsstätte in Hamburg, da, wo G + J begann, zog ihn nichts zurück. Nur einmal, 2006, war Richard Gruner noch da - aus Freundschaft zu John Jahr junior. Bei der Verleihung des Henri-Nannen-Preises feierte der reiche Onkel aus Liechtenstein mit. Und endlich gab es Bilder von dem Mann, der Mediengeschichte geschrieben hat.

Der amtierende G+J-Vorstandschef Bernd Buchholz erklärt: "Seinem Lebenswerk zollen wir großen Respekt." Gruner sei "mit seinem Namen heute und in Zukunft in diesem Haus präsent".

Inzwischen sind alle tot aus der Gründergeneration von G + J: John Jahr senior genauso wie sein Sohn, Verleger Bucerius und auch Bertelsmann-Patron Mohn. Richard Gruner war der Letzte aus dem alten Clan. Der Mann, der Gruner + Jahr den Namen gab, starb am vergangenen Mittwoch in Liechtenstein im Alter von 84 Jahren.

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