Zum dritten Mal:US-Notenbank senkt Zinsen um 0,25 Punkte

Lesezeit: 1 min

Die Fed signalisiert aber auch die Bereitschaft zu einer Pause. Im dritten Quartal wuchs die Wirtschaft erneut.

Von Claus Hulverscheidt, Washington

Donald Trump hat diese Woche binnen einer Stunde zwei Botschaften über den Kurzmitteilungsdienst Twitter versandt, die seinen gesamten volkswirtschaftlichen Sachverstand trefflich verdeutlichen. Das Verbrauchervertrauen sei groß, der Immobilienmarkt brumme, kurzum: "Die Wirtschaft läuft großartig", schrieb er im ersten Tweet. Den zweiten nutzte der Präsident, um die US-Notenbank Fed erneut dafür zu beschimpfen, dass sie im Gegensatz zu anderen Zentralbanken die Leitzinsen nicht unter null senke. Es war, als hätte jemand verlangt, die Heizung bis zum Anschlag aufzudrehen, weil es draußen so warm ist.

An diesem Mittwoch nun senkte die Fed ihren wichtigsten Leitsatz tatsächlich zum dritten Mal in diesem Jahr um einen viertel Prozentpunkt auf nunmehr 1,5 bis 1,75 Prozent - allerdings nicht, weil die Wirtschaft so gut läuft, sondern weil der Aufschwung im Gegenteil in Gefahr ist. Und wer dafür die Verantwortung trägt, ist in Washington auch kein Geheimnis: Es ist Trump höchstselbst, der mit der wiederholten Verhängung von Zöllen auf Importe aus China und Europa die Manager vieler Unternehmen so sehr verunsichert hat, dass diese den Bau neuer Fabriken, den Kauf von Maschinen und die Einstellung von mehr Mitarbeitern vorerst auf Eis gelegt haben.

Die Folgen lassen sich mittlerweile auch an den offiziellen Wachstumszahlen ablesen: Wie das Wirtschaftsministerium wenige Stunden vor Bekanntgabe des Fed-Beschlusses mitteilte, legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2019 auf das Gesamtjahr hochgerechnet nur noch um 1,9 Prozent zu. Seit Trumps Amtsantritt im Januar 2017 war das BIP - von einer Ausnahme abgesehen - stets mit Raten zwischen zwei und 3,5 Prozent gewachsen. Als Warnsignal gilt vor allem, dass die Investitionen im Sommerquartal so stark einbrachen wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr.

Immerhin: Die Notenbank geht offenkundig davon aus, dass die Lage weitgehend im Griff ist. Darauf deuten sowohl das Sitzungskommuniqué als auch Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell hin, wonach die Währungshüter Mitte Dezember bei ihrem letzten Treffen des Jahres auf eine weitere Zinssenkung verzichten könnten. Solange sich der Konjunkturausblick nicht gravierend ändere, so Powell, erscheine das jetzige Zinsniveau angemessen.

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: