Zukunftsrat:Mehr Hightech!

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Der Zukunftsrat der bayerischen Wirtschaft sieht noch viel Potenzial für Unternehmen, in den Zukunftsmärkten zu wachsen. In einigen Hightech-Bereichen könnten hiesige Firmen jedoch bald abgehängt werden, so eine Studie.

Von Dieter Sürig, München

Viele Unternehmen im Freistaat sind in manchen Hightech-Bereichen zwar bereits Spitze. Nach Auffassung des Zukunftsrates der bayerischen Wirtschaft gibt es in Branchen wie der Biotechnologie aber Nachholbedarf. Der Rat fordert, Forschung und Gründer mehr zu fördern. Bayerische Firmen haben 2018 in der Kommunikationstechnologie und Digitalisierung 6800 Weltklassepatente im Hochtechnologiebereich angemeldet, wie der bayerische Wirtschaftsverband VBW in einer Studie ermittelt hat. Bayern rangiert damit weltweit auf Rang 13, Deutschland mit knapp 22 900 Patenten auf Platz fünf, hinter den USA, Japan, China und Korea. Um Firmen zu unterstützen, in Märkten wie Biotechnologie, Informations- und Kommunikationstechnologie, Mobilität oder auch Luft- und Raumfahrt führend zu sein, hat der VBW vor fünf Jahren einen Zukunftsrat gegründet. Dieser ist nach eigenen Angaben bundesweit einmalig. Die 19 Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft sehen in ihrer Zwischenbilanz trotz aller Erfolge noch Luft nach oben. "Wir lassen immer noch zu viele Chancen ungenutzt", warnte der Vorsitzende Alfred Gaffal.

Der Zukunftsrat hat von den Wirtschaftsforschern der Schweizer Prognos AG eine Studie zu den zehn Zukunftsfeldern anfertigen lassen, die er bei seiner Gründung 2014 identifiziert hat. Unter dem Titel "Techcheck 2919. Erfolgsfaktor Mensch" sollte Prognos untersuchen, wie sich bayerische Firmen in den bereits genannten Feldern sowie in den Bereichen Energietechnologien, Nanotechnologien, Ernährung, Gesundheit und Medizin sowie Neue Werkstoffe entwickelt haben. Bei der Hälfte der Themenfelder hätten sich die Erwartungen des Zukunftsrates erfüllt, sagte Gaffal. Dazu gehören etwa Kommunikation und Digitalisierung, Mobilität und intelligente Verkehrssysteme. In einigen Bereichen wie den Bio- und Nanotechnologien lägen die Firmen im internationalen Vergleich jedoch hinterherhinken.

Letztlich sei der Mensch entscheidend, wenn es darum geht, Innovationen anzukurbeln, heißt es weiter. "Bei allen technologischen Entwicklungen müssen der Mensch und seine individuellen Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen", sagte Gaffal. Dazu gehöre auch, dass die Firmen ihre Mitarbeiter beim technologischen Wandel bestmöglich unterstützen. Es gebe "erhebliche Chancen für neue Geschäftsmodelle".

Die Studie sieht in fast allen Bereichen deutliches Potenzial. Insbesondere die Digitalisierung sei ein Treiber, auch die Robotik gewinne an Bedeutung. Der Zukunftsrat empfiehlt eine mutigere Forschungsförderung und mehr Experimente - auch ohne zu wissen, was dabei herauskommt. Gaffal forderte, die geplanten 100 Millionen Euro für die Bundesagentur zur Förderung von Sprunginnovationen zu vervielfachen. Auch bei der Gründerfinanzierung gebe es Nachholbedarf. In den USA und China stehe Gründern viermal so viel Wagniskapital zur Verfügung. "Hier kann der Staat zum Beispiel mit besseren steuerlichen Rahmenbedingungen helfen", sagte Gaffal.

Der Präsident der Technischen Universität München, Wolfgang Herrmann, ebenfalls Vorsitzender des Zukunftsrates, mahnte, beim technischen Fortschritt auch auf den Nutzen für die Gesellschaft zu achten. "Nur wenn wir das aufgreifen, können wir die weltweit anerkannte und traditionsreiche Marke des German Engineering in die Zukunft führen." Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zeigte sich offen für die Vorschläge. Immerhin finanziere Bayern als einziges Bundesland auch den Mobilfunkausbau, sagte er.

© SZ vom 19.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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