Zürcher Krimi:Gruß aus der Unterwelt

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Iqbal Khan wurde bespitzelt, weil bekannt wurde, dass er zur Konkurrenz wechseln wollte. (Foto: Arnd Wiegmann / Reuters)

Der Schweizer Star-Banker Iqbal Khan wechselte im Juli von der Credit Suisse zur Rivalin UBS - und wurde dann von Privatdetektiven beschattet. Angeblich hat sich Khan nicht an die Abmachungen aus seinem Aufhebungsvertrag gehalten.

Von Isabel Pfaff

Normalerweise tragen die beiden Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse ihre Rivalität auf vornehme Art und Weise aus. Mit Quartalszahlen zum Beispiel, oder, wenn es hoch kommt, mit anonymen Gehässigkeiten, die man den Medien in den Block diktiert. Jetzt zeigt sich, dass zumindest die Credit Suisse auch anders kann.

Anfang Juli musste die Nummer Zwei der Schweizer Bankenwelt den Abgang ihres Stars Iqbal Khan verkraften: Khan, 43 Jahre jung, hatte die Vermögensverwaltung der Großbank in kurzer Zeit auf Vordermann gebracht und galt als Kronprinz für die Nachfolge von Konzernchef Tidjane Thiam. Dann der Rücktritt - und im August die Nachricht, die in Schweizer Finanzkreisen wie eine Bombe einschlug: Khan wechselt zum 1. Oktober zur Erzrivalin UBS. Vordergründig gab sich die Credit Suisse sportlich: Man danke Khan für seine Leistung und wünsche ihm alles Gute, versicherte Thiam. Vor Kurzem feierte Khan sogar noch Abschied bei seiner alten Arbeitgeberin.

Doch jetzt ist alles anders. Um Khan hat sich ein regelrechter Krimi entsponnen: Offenbar ließ die Credit Suisse ihr einstiges Wunderkind von Privatdetektiven beschatten. Wie verschiedene Medien berichten, stellten Khan und seine Frau vergangene Woche in der Zürcher Innenstadt fest, dass ihnen ein Auto folgte. Als sich die Verfolger nicht abschütteln ließen, hielt Khan an und stieg aus, um das Nummernschild zu fotografieren. Daraufhin versuchten die drei Männer aus dem Auto, ihm das Handy zu entreißen, ergriffen aber schließlich die Flucht. Khan erstattete Anzeige. Die Polizei nahm Ermittlungen auf und setzte die Männer vorübergehend fest. Der Vorwurf: Nötigung und Drohung. So weit berichtete der bekannte Schweizer Finanzblog "Inside Paradeplatz" unter Berufung auf die Zürcher Staatsanwaltschaft am Freitag - und lenkte den Verdacht sofort auf die Credit Suisse.

Diese schweigt offiziell. Doch die Frankfurter Allgemeine Zeitung zitiert anonyme Quellen aus der Bank, die Iqbal Khan vorwerfen, sich nicht an die Abmachungen aus seinem Aufhebungsvertrag zu halten. Er habe weitere Credit-Suisse-Kollegen zur UBS locken wollen - ein Tabu bei einem solch heiklen Wechsel. Die Bank sehe sich daher "legitimiert", ihr Ex-Vorstandsmitglied von Privatdetektiven beschatten zu lassen, um ihn so auf frischer Tat zu ertappen.

Nun wird spekuliert, warum die Credit Suisse zu solch filmreifen Mitteln greift - und wer davon wusste. Gemäß der Sonntagszeitung, die sich auf Insiderinformationen beruft, war die Sicherheitsabteilung der Bank verantwortlich für die Beschattung, die Konzernleitung wusste demnach nichts. Fest steht, dass Khans Wechsel innerhalb von nur drei Monaten eine Sensation war. Normalerweise müssen Banker seiner Größenordnung bis zu zwölf Monate warten, bis sie zur Konkurrenz gehen dürfen. Es wird gemunkelt, dass Khan etwas gegen Konzernchef Thiam in der Hand gehabt habe und deshalb so vorteilhafte Konditionen erhielt. Womöglich steht dieser Zürcher Krimi erst am Anfang.

© SZ vom 24.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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