Zoff bei den Bahn-Gewerkschaften:Heillos verfahren

Wenn eine Gewerkschaft ihre Mitglieder besser stellen will als andere Beschäftigte, kann es keine Eintracht geben. Und so ist mehr denn je unklar, wie der Tarifstreit bei der Bahn enden soll.

Michael Bauchmüller

Es hat nicht viel gebraucht, um den Frieden zwischen den drei Bahn-Gewerkschaften wieder zu sprengen. Wo eine Gewerkschaft ihre Mitglieder besser stellen will als andere Beschäftigte, da gibt es eben keine Eintracht - auch wenn die Vermittlung der professionellen Schlichter Geißler und Biedenkopf zunächst anderes vorgaukelte.

Nein, der Tarifstreit zwischen der Bahn und der Lokführer-Gewerkschaft GDL ist und bleibt heillos verfahren. Fände sich die kleine GDL tatsächlich unter einem gemeinsamen Dach aller drei Gewerkschaften wieder, geschähe genau das, was sie mit ihrem Tarifkampf verhindern will: Sie würde weitgehend bedeutungslos.

Zermürbungstaktik

Wozu bräuchten die Lokführer noch die kleine GDL, wenn sie am Ende doch nur das gleiche erreicht wie die anderen Gewerkschaften? Verhandelt sie dagegen alleine, wäre jeder Erfolg der Lokführer, jeder höhere Lohnabschluss inakzeptabel für alle anderen Bahner, die sich mit geringeren Steigerungen begnügen müssten. Am Ende wäre im Zweifel die Bahn dran, sie müsste für alle mehr zahlen - was wiederum für das Unternehmen nicht hinnehmbar ist.

Es ist wie eine Gleichung mit drei Unbekannten; damit tun sich selbst Mathematiker schwer. Wie dieser Tarifstreit enden soll, lässt sich nun weniger absehen denn je.

Die Bahn könnte ihre Zermürbungstaktik fortsetzen, die Gewerkschaft mit einstweiligen Verfügungen überziehen und hoffen, dass der widerborstige GDL-Chef Manfred Schell irgendwann aufgibt. Ebensogut möglich aber, dass die frustrierten Lokführer ihre Streiks einfach fortsetzen. Dann gibt es viele Millionen Verlierer: Deutschlands Bahnkunden. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gewachsen.

© SZ vom 21.09.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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